Toby Keith: White Trash With Money
„White Trash With Money“ ist für Toby Keith ein Album der Veränderungen – und das im wahrsten Sinne des Wortes! Nach der Trennung von seinem alten Label Dreamworks Nashville und der Gründung seines eigenen Labels Show Dog Nashville – allerdings weiterhin im Vertrieb von Universal – findet er auf diesem Album auch endlich wieder zu seinen alten Stärken zurück, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist und die man auf seinen letzten Veröffentlichungen leider schmerzlich vermisst hat.
Soll heißen: Zeitgemäße Countrysongs mit brillianten Texten und Arrangements. Liegt das vielleicht an der neuen Produzentin Lari White? Anscheinend ja, denn James Stroud, mit dem er zuvor jahrelang zusammengearbeitet hat, hätte sich wohl niemals zu pompösen Verzierungen in Form von Streichern hinreißen lassen. Selbst die im Countrysektor sonst so unverzichtbaren Fiddles suchte man auf Toby Keiths Alben bislang vergeblich. Einzig und alleine sein Songwriting-Partner Scotty Emerick ist aus alten Dreamworks-Tagen zurückgeblieben und hat gemeinsam mit Toby nur die besten Zutaten aus vergangenen Erfolgen zusammengetragen und sie in neuen Songs verpackt.
Die erste Singleauskopplung „Get Drunk And Be Somebody“ steht da geradezu symbolisch für einen Neuanfang. Satte Bläserarrangements in einem Countrysong? Ja, das geht, wie Toby in diesem Song unter Beweis stellt. Ansonsten ist der Song einfach purer Honky Tonk. Klar, es geht mal wieder um den lieben Freund Alkohol. Wobei die These, dass man erst etwas trinken muss, um jemand zu sein, schon etwas fragwürdig ist. Aber so sind sie halt, die Amerikaner. Wie so oft sollte man wohl den Text nicht allzu ernst nehmen, bei einer Spaßnummer, wie dieser.
Beim zweiten Song „A Little To Late“ tauchen sie dann auf, die eingangs bereits erwähnten Streicher. Ein wenig schmalzig und irgendwie nach den Schmachtfetzen der 60er riechend schallt dieser Song aus den Lautsprechern, was ja nicht unbedingt negativ zu bewerten sein muss, wenn man einem Roy Orbison gegenüber nicht allzu abgeneigt ist. „Grain of Salt“ präsentiert sich im angenehm knackig rockigen Stil (ebenso wie „Note To Self“), allerdings versetzt mit Fiddles, mal wieder den Bläsern und dampfigen Orgelelementen. Dass Toby Keith einen guten Riecher für Balladen hat, konnte er mit Songs wie „American Soldier“ und „You Shouldn’t Kiss Me Like This“ schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch hier sind mit „Too Far This Time“ und „Ain’t No Right Way“ wieder zwei solcher Wahnsinnsballaden vertreten.
Die letzten drei Titel der CD sind sogenannte „Bus-Songs“, wie es sie bereits auf seinem 2003er Album „Shock’n Y’all“ gegeben hat. Allerdings diesmal mit weit weniger provokanten Texten, was die Angelegenheit für alle Beteiligten ein wenig angenehmer macht. Sinn dieser Songs ist es eigentlich, die Band während der Tour bei Laune zu halten. Daher fallen auch die Texte etwas aus dem Rahmen. „Brand New Bow“ bietet dabei die wohl witzigste Story. Frei nach dem Motto: Hey, der Geburtstag steht zwar vor der Tür, aber ich hab momentan leider kein Geld für ein neues Geschenk. Also binde doch bitte einfach eine neue Schleife um das alte Geschenk vom letzten Jahr. Musikalisches Highlight unter diesen drei Bus-Songs ist „Runnin‘ Block“, das mit seinem „Boom-Chicka-Boom“-Rhythmus sehr stark an Johnny Cash erinnert und in seiner Schlichtheit einfach einen perfekten Abschluss für dieses Album darstellt.
Famous last words: Toby Keith geht mit diesem Album ganz deutlich zurück zu seinen Wurzeln und bewegt sich gleichzeitig auf neuem, für ihn ungewöhnlichem Terrain. Die gesamte Produktion wirkt entspannter und wesentlich angenehmer für die Gehörgänge als seine letzten Platten und dürfte noch so einige potenzielle Hits für die kommenden Monate hergeben.
Trackliste:
01. Get Drunk And Be Somebody |