Jamey Johnson: Living For A Song – A Tribute To Hank Cochran
Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich für Country.de mal eine gute alte Langspielplatte besprechen darf. Aber nun ist es soweit. Und bevor ich zu sehr in Melancholie verfalle, sei gesagt, dass dieses brandneue Album natürlich in nächster Zeit auch auf CD erscheint.
Wobei, eine gewisse Melancholie darf es dann bei diesem Album doch sein. Man befindet sich ständig zwischen „Ach, das war immer schon ein toller Song“, „Was? Das hat auch Hank Cochran geschrieben?“ und „Wer hat das nochmal im Original gesungen?“ 16 absolute Klassiker, allesamt aus der Feder eines der größten und erfolgreichsten Songwriter überhaupt in der Country Music enthält dieses Album in Neuaufnahmen, und bei allen Songs ist Jamey Johnson vertreten, denn dies ist sein neues Album.
Die Liste seiner Gäste ist sehr elitär und prominent. Eine ganze Reihe Mitglieder der Country Music Hall Of Fame geben sich an der Seite des Songwriters aus Alabama ein Stelldichein: Willie Nelson, Merle Haggard, Kris Kristofferson, Ray Price, George Strait, Emmylou Harris, Vince Gill – an der Stelle habe ich kurz gestockt. Nein, Bobby Bare ist tatsächlich noch nicht Mitglied der Hall Of Fame. Und die Songs? „Make The World Go Away“ (damit beginnt das Album), „I Fall To Pieces“, „You Wouldn’t Know Love“, „A-11“, „Don’t You Ever Get Tired Of Hurting Me“, „The Eagle“ – eben Klassiker.
Natürlich ist das kein normales Album. Zu bedeutend ist die Liste von Johnsons Gästen, zu bekannt und erfolgreich die Songs. Aber es ist ein wunderbares Album, voll mit Country Music alter Tage. Warum eigentlich „alter Tage“? Dieses Album zeigt, dass diese Songs, diese Künstler, dieser Songwriter und diese Musik zeitlos sind und auch heute sehr wohl noch Berechtigung haben, in den Köpfen, Herzen und Plattensammlungen eines jeden Fans zu existieren. Es ist einfach wunderbare Musik!
Beim näheren Betrachten des Covers musste ich mehrfach schmunzeln. Zum Einen tat es gut, so ein großes Cover in der Hand zu halten. Dann kann man es auch noch aufklappen (es handelt sich um eine Doppel-LP, die Texte und alle Musiker stehen auf der Innenseite), und schließlich fiel mir in der Liste der Musiker (die für jeden Song einzeln gelistet werden) eine Besonderheit auf: „Willie Nelson – Trigger“ ist da zu lesen. Für alle, denen das nicht geläufig ist: Willie Nelsons alte, stark ramponierte, mit Autogrammen übersähte und inzwischen legendäre Akustikgitarre trägt diesen Spitznamen, nach dem ebenso berühmten Pferd von Roy Rogers. Alte Zeiten eben.
Auf dem Frontcover sieht man übrigens Jamey Johnsons Akustikgitarre, ebenso mit Autogrammen übersäht. Da muss man nicht lange überlegen, wessen Instrument hier Pate gestanden haben mag.
Beim 16. und letzten Song auf diesem Album, gleichzeitig der Titelsong, ist übrigens Hank Cochran selbst zu hören. Ein schöner Abschluß eines großartigen Albums, und eine würdevolle Verneigung vor einem Künstler, der mit seinen Songs jahrzehntelang die Geschichte der Country Music maßgeblich mitbeeinflusst hat. Cochran selbst, 2010 verstorben, ist übrigens auch noch kein Mitglied der Country Music Hall Of Fame. Vielleicht gibt ja dieses Album den Anstoß dazu, den Mann aus Isola, Mississippi in die Ruhmeshalle aufzunehmen.
Fazit: Ein großartiges Album mit großartigen Songs, vielen prominenten Gästen, und einem Künstler und Songwriter, der sein insgesamt viertes Album dazu nutzt, sich vor einem der Größten seiner Zunft aus tiefstem Herzen zu verneigen. Allen Fans, die noch im Besitz eines Plattenspielers sind, sei der Kauf der Doppel-LP ans Herz gelegt. Es ist ein tolles Gefühl, mal wieder zwischen den Songs die Platte umdrehen bzw. sogar wechseln zu müssen. Und man hört bewusster hin. Alle Anderen müssen sich noch etwas gedulden. Ihnen sei aber gesagt: Das Warten lohnt sich!
Trackliste:
1. Make The World Go Away |