Jerry Lee Lewis: Southern Roots
Er war das Enfant Terrible unter den Rock’n’Rollern der ersten Generation. Und er war später auch als Countrysänger erfolgreich: „The Killer“ Jerry Lee Lewis. Bear Family Records hat nun eine Platte neu aufgelegt, die wie keine andere Jerry Lees Verwurzelung in der (Musik)-Kultur des Südens aufzeigt.
Denn Soul, Blues, Country, Rock’n’Roll und Swamp – all diese Spielarten mischt Lewis auf dem 1974 erstmals erschienen Album Southern Roots. Wie immer hat die Bear Family tief in die Archivkiste gegriffen und eine ganze weitere CD mit weiteren Sessionaufnahmen zusammengestellt. Auch nach gut 40 Jahren ein beeindruckendes Tondokument, das nicht nur Musikhistoriker und eingefleischte Jerry Lee-Fans gefallen sollte.
1974 – Jerry Lee hatte zuletzt ordentliche Erfolge mit Countrysongs gehabt – tat sich „The Killer“ mit einem anderen wilden Kerl aus Louisiana zusammen. Huey Meaux hieß der Typ und sollte für die Platte „Southern Roots“ als Produzent fungieren. Doch es wurden keine normalen Plattenaufnahmen. Aus einem Krieg der Egos mit viel Brisanz, Streit, aber auch gegenseitigem Respekt gerann große Kunst. Jerry Lee bezeichnete „Southern Roots“ später als das letzte gute Rock’n’Roll-Album, das er aufgenommen habe. Und Meaux meinte: „Ich wußte, dass Jerry und ich miteinander kämpfen würden, doch zu guter Letzt würden wir eine Schallplatte abliefern. Wir haben gekämpft, und wir haben geliefert.“
Und was sie geliefert haben – eine 34-minütige LP – und Material für ein zweites, niemals veröffentlichtes Album, das hat Bear Family in seiner unnachahmlichen Weise zusammengetragen und durch die Label-eigene Expertenlegende Hank Davis mit kenntnisreichen Liner Notes und Discographie versehen, nun herausgebracht. Ein Musikdokument erster Güte.
Spätestens beim zweiten Stück, als bei Jerrys Version des Percy Sledge-Hits „When A Man Loves A Woman“ den Song zu einer Predigt über den Krieg der Geschlechter umwandelt, merkt man wie sehr ihn die Reibungen mit Huey zu Höchstleistungen beflügeln.
Und so merkt man dem Altmeister hier deutlich die Spielfreude an. Wie er ironisch verschmitzt er „Born To Be A Loser“ ins Mikrofon greint, das ist Jerry Lee in Bestform. Voller typischem Honky Tonk-Selbstmitleid gibt er „Big Blue Diamonds“ zum Besten und mit guter Laune wird er bei „I Sure Miss Those Good Old Times“ zum Country-Crooner. Die Liste der Perlen auf diesem Album ließe sich noch beliebig verlängern.
Wobei bei allem Lob für Jerry Lee Lewis und Huey Meaux nicht die hervorragenden Begleitmusiker vergessen werden sollten: Mit dabei waren u.a. Mitglieder von Booker T. & The MGs (Steve Cropper – Gitarre, Donald ‚Duck‘ Dunn – Bass, Al Jackson Jr. – Schlagzeug), Carl Perkins – Gitarre, Tony Joe White – Gitarre und The Memphis Horns.
Fazit: Nicht nur ein wichtiges Dokument der Musikgeschichte, sondern richtig gute Musik vom wilden Jerry Lee. Ein Klassiker!
Die CD Jerry Lee Lewis: Southern Roots – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Künstler / Albumtitel: Jerry Lee Lewis – Southern Roots Format / Label / Veröffentlicht: Doppel-CD (Bear Family Records 2013) |
Trackliste: (CD 1)
01. Meat Man |
Trackliste: (CD 2)
01. Cry (Alternative 1) |