Carrie Underwood kritisiert die Countryradios in den USA: Frauen erhalten zu wenig Airplay!
Carrie Underwood kritisiert im Billboardmagazin, dass die Musik von Frauen im US-Countryradio viel zu wenig gespielt wird. In den Jahren 2012 und 2013 waren von den 25 erfolgreichsten Künstlern der Billboard Countryhitparade nur drei Frauen; sie selbst, Miranda Lambert und natürlich Taylor Swift. Carrie macht sich zur Sprecherin aller jungen Sängerinnen, denen es schwer gemacht wird, den Durchbruch zu schaffen.
Es gäbe so viele junge Künstlerinnen, die sehr talentiert seien, die aber keine Chance bekämen. Während bei den jungen Nachwuchsmännern recht viele Erfolg hätten, müssten immer mehr Frauen ihren Traum von einer Karriere aufgeben, Männer bräuchten weniger Zeit und Aufwand, um so häufig gespielt zu werden, dass ein Tophit möglich sei. „Ich weiß, dass ich eine Ausnahme bin,“ sagte Carrie weiter, „aber wenn ich nicht über American Idol meinen Platz in der Countrymusik gefunden hätte, würde ich vielleicht für den Rest meines Lebens vergeblich den Durchbruch versuchen“.
Eine Theorie besagt, dass die Männer ohne Probleme die populären Party-Songs singen können, von denen die Hitparade voll ist. Denken wir an „Cruise“ und „That’s My Kind Of Night“, die 2013 zusammen 35 Wochen lang auf der Eins der Hot Country Songs standen. Von Frauen hingegen wird erwartet, dass sie aussagekräftigere Songs aufnehmen und zudem wäre eine nur Party machende Frau schwerer zu vermitteln. „Frauen kommen einfach nicht durch mit Songs über Feiern, Bier trinken, verkatert sein oder Truck durch die Gegend fahren, während diese Themen in den Liedern der Männern offensichtlich gefallen,“ erklärt Carrie weiter. Kelly Pickler pflichtet ihr bei und Suzy Bogguss, eine Sängerin, die in den 1990ern ihre großen Erfolge hatte zusammen mit Mary Chapin Carpenter, Pam Tillis, Kathy Mattea, Patty Loveless und Lorrie Morgan, ist der gleichen Meinung. „Als wir damals ins Radio kamen,“ erinnert sich Suzy Bogguss, dachte ich, dass die Hörerinnen wollten, dass wir über Dinge singen, die sie wirklich betreffen, und das taten wir auch. Wir hatten gehofft, dass die Hörerinnen seither darauf bestehen würden, dass Songs auch eine Aussage haben.“
Carrie Underwood sieht den größeren Druck, der auf Frauen lastet. Sie müssten für den Erfolg härter arbeiten, und sollten immer perfekt sein, was den Sound und nicht zuletzt das Aussehen angeht. „Wir sollen elegant den Modestil bestimmen, für die Jungs aber tun es abgewetzte Jeans, T-Shirts und Baseballkappen. In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass Luke Bryan, der zur Zeit erfolgreichste Countrysänger, im vergangenen Oktober sagte, dass Sängerinnen zu lange für der Morgentoilette bräuchten vor dem Besuch von Radiostationen und darum weniger Zeit zum Werben für ihre Musik hätten!
Sheryl Crow, die vor kurzem ihr erstes Countryalbum veröffentlicht hat, ist da schon ernsthafter. Sie würde auch gerne mehr als drei Frauen in der Playlist der Radios sehen, bzw. hören. Denn, so sagt sie, die Mehrheit der Hörer von Countryradios in den USA sei zwar weiblich, doch nur sehr wenige Frauen seien als Programmdirektorinnen tätig. Eine von ihnen ist Sue Wilson von WQMX in Akron, Ohio. Sie weiß keine Lösung für das Problem, denn am fehlenden Talent könne es nicht liegen. Sie zählt auf, dass sie Kacey Musgraves, Maggie Rose, Mallary Hope oder Sarah Buxton gespielt und in den letzten Jahren viele junge Sängerinnen vorgestellt hätten, von denen keine den Durchbruch geschafft habe. Wilson sagt von sich, dass sie keine Feministin sei, aber sich doch frage, wo denn die Frauen geblieben sind, die für andere Frauen singen, und das über Themen wie das Zusammenleben, Liebeskummer, Gefühle, Liebe.
Ein Blick zurück bestätigt die Kritik von Carrie Underwood auch statistisch. Seit 2008 haben über 40 junge Sängerinnen die Hot Country Songs mit maximal drei Songs erreicht. Gewiss noch mehr weibliche Talente haben nicht einmal die Charts erreicht haben. Doch nur eine (Jana Kramer) hat es unter die ersten fünf geschafft, keine einzige erreichte die Nummer 1, mit Ausnahme natürlich von Taylor Swift. Ansonsten hatten nur Carrie Underwood, Sara Evans, Miranda Lambert und Reba McEntire im Laufe der vergangenen sechs Jahren Tophits. Ganz anders bei den Sängern: Im selben Zeitraum hatten zwar 30 Sänger keinen großen Erfolg, aber 14 weitere erreichten zum ersten Male den begehrten Platz Nummer 1, dabei sind nicht einmal Gruppen wie Eli Young Band, die Zac Brown Band eingerechnet.
Ganz ehrlich, an der Qualität kann es meines Erachtens nicht liegen. Im Gegenteil, die drei Alben, die im vergangenen Jahr die besten Kritiken erhielten und auch mir sehr gefallen, waren Kacey Musgraves‘ „Same Trailer Different Park“, Brandy Clarks „12 Stories“ und Ashley Monroes „Like A Rose“.
Die Countrylegende Roy Acuff, einer der ersten Superstars der Countrymusik, hat sich in den 1940er Jahren dazu bekannt, dass für ihn Frauen in der Grand Ole Opry und in der Countrymusik nichts zu suchen hätten. Man fragt sich 70 jahre später ja doch, ob wirklich ein Fortschritt für die Frauen in der Countrymusik erreicht worden ist.