Eric Church – Das Interview
Eric Church steht Rede & Antwort im großen Interview mit Country.de
Eric Church, der sich zurzeit auf Europatournee befindet und in der vergangenen Woche in Köln sein erstes Konzert in Deutschland gab, unterscheidet auf den ersten Blick nicht sich von den anderen erfolgreichen Countrystars aus Nashville. Starallüren sind ihm fremd, er ist freundlich, und obwohl er gleich fast zwei Stunden singen wird, nimmt er sich viel Zeit für ein ausführliches Interview.
Was genau ihn zum Outsider, zum Außenseiter, macht, wie er seine Karriere sieht und was Eric Church bewegt, eine neue Art von Countrymusik zu machen, hat er im Gespräch mit Country.de-Redakteur Franz-Karl Opitz sehr offen und ehrlich dargelegt.
- Franz-Karl Opitz, Country.de: Eric, Sie sind mit ihrem neuen Album The Outsider auf Platz 1 der Billboard 200 und in dieser Woche mit fast 300.000 verkauften Exemplaren der erfolgreichste Künstler in den Staaten. Genau zu dem Zeitpunkt kommen Sie nach Deutschland und statt in großen Arenen aufzutreten, geben Sie Konzerte in relativ kleinen Hallen. Erklären Sie das bitte.
- Eric Church: Also, Europa war immer wichtig für mich, ich denke sowieso, dass Musik keine Grenzen kennt. Und nach Europa zu gehen, war immer etwas, was ich unbedingt machen wollte. Wir hatten bloß nie die Zeit. Wir waren in den Staaten immer durch die Tourneedaten festgelegt und wir haben dort ja auch in kleinen Hallen angefangen, und es dann bis in die großen Arenen und Stadien geschafft. Das will ich in Europa auch errreichen, in Deutschland und auch in Großbritannien, Holland, wir gehen noch nach Schweden und Norwegen. Ich habe keine Ahnung, wie das ausgeht, aber ich wollte hierher kommen, spielen und sehen, was dann passieren kann. Das ist jetzt überhaupt das erste Mal, dass ich in Deutschland bin.
- Eric Church: Allerdings, obwohl wir heute Köln angeschaut haben. Der Dom ist ja wunderbar! Und was die Sprache angeht, finde ich, dass gute Musik keine Sprachbarrieren kennt.
- Eric Church: Ich denke, dass das Outsideralbum dasjenige ist, das ich immer habe machen wollen. Ich bin sehr stolz auf „Sinners Like Me“, auf „Carolina“ und natürlich auf „Chief“. Aber mit „The Outsiders“ konnten wir am weitesten gehen und im kreativen Sinne am meisten riskieren. So toll „Chief“ auch war, viele der Songs waren mir noch zu sehr daran orientiert, was die Plattenindustrie von mir wollte. Diese Grenzen haben wir mit „The Outsider“ überschritten. Ich muss einfach erklären, wie ich Platten bewerte. Für mich spielen Verkaufszahlen oder Radiohits keine Rolle, für mich ist die Kreativität und das Originelle entscheidend, und da ist „The Outsiders“ für mich ganz vorne. Was jetzt damit passiert, kann ich nicht mehr beeinflussen, das entscheiden die Leute.
- Eric Church: Als Künstler hat man meines Erachtens die Aufgabe, die Musik weiterzuentwickeln, in neue Richtungen zu gehen. Ältere Künstler haben die Musik soweit vorangebracht, gut, aber wenn man jetzt nichts Neues wagt, was soll sich dann in der Countrymusik ändern? Und meiner Meinung nach gilt das nicht nur für Countrymusik, sondern für die Musik ganz allgemein. Ich meine, ich habe ja auch Rockfans, und ich spiele in beiden Genres eine Rolle und auch für die Rockmusik gilt es, neue Wege zu finden.
- Eric Church: Ich meine, das gilt für den Verbraucher. Das klingt jetzt heftig, aber ganz ehrlich, die jüngere Generation hört sich Musik nicht eingeteilt nach Genres an. Das liegt vielleicht am digitalen Zeitalter, an der Art und Weise, wie sie zur Musik kommen. Die Jüngeren können alles anhören, und sie kommen an alles ganz leicht dran. Früher haben die Leute sich nur eine Art von Musik angehört, die Zeiten sind vorbei. Mir gefällt das, da ich dadurch eine größere Freiheit habe. Nochmal, Kategorien wie Country mögen noch wichtig sein für die Industrie, dem Konsumenten sind diese Einteilungen völlig egal.
- Eric Church: Es geht um den Weg. Wenn man meinen Weg in den Staaten verfolgt, muss man sagen, dass ich in der Countrymusik zunächst ziemlich unbeachtet blieb, ignoriert sowohl von der Plattenindustrie wie vom Radio. Es war schwer für mich, akzeptiert zu werden, einfach weil meine Musik etwas anders ist, außerhalb des Gängigen. Aber ich merkte dann, wenn ich an Orten wie diesem hier in den Staaten auftrat, dass es vielen Leuten so wie mir ging. Und plötzlich wurden aus den wenigen Leuten recht viele! Obwohl ich inzwischen Awards gewonnen habe und „Chief“ so ein großer Erfolg wurde, sollte niemand vergessen, wo ich herkomme und wie schwierig die Anfänge waren. Ehrlich, ich will immer Musik als Außenseiter machen! Das ist der beste Platz, um Musik zu machen. Ich will nie in der akzeptierten Mitte sein, was passierte, als ich diese Awards gewann. Da bin ich fast ausgeflippt, ich wollte sofort wieder etwas Riskantes machen. Das macht mir Spaß, jenseits der Norm zu sein.
- Eric Church: Da habe ich noch nie dran gedacht. Ich sage mir nicht, ich will so oder nicht so sein. Ich will, dass die Leute meine Musik interessant und mitreißend finden. Die Leute sollen sagen, he, das ist anders, das ist toll, das habe ich nicht erwartet.
- Eric Church: Na, ja, es ist eher eine Warnung, nein, es ist eine Drohung. Ehrlich, wenn du dich mit meiner Familie anlegst, dann kriegst du es halt mit mir zu tun. (lacht) Das ist eine Schutzhaltung, die doch alle Eltern haben, oder?
- Eric Church: Stimmt, aber das gehört zu meiner Art. In „Like A Wrecking Ball“ singe ich offen über Sex, und in „Dark Side“ nehme ich auch kein Blatt vor den Mund. Da bin ich ein Fan eines älteren Musikstils; die haben es einfach und deutlich gesagt bzw. gesungen, was sie meinten.
- Eric Church: (kriegt einen Lachanfall) Ja…
- Eric Church: Ja, das stimmt, in einer ehemaligen Kirche, die zu einem Studio umgebaut wurde. Wirklich cool. Toller Ort, mit toller Akustik. Na ja, ich war ja heute im Dom, das ist dann nochmal was anderes.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Da wäre es wohl verfrüht, nach Eindrücken zu fragen.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Eric, ich kenne alle ihre Alben. Erklären Sie uns, welche Entwicklung Sie selbst in ihren bisherigen Alben sehen.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Sie sind ganz schön mutig.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Ich habe ein Zitat von Ihnen gelesen demzufolge Sie gesagt haben, dass Country als Musikart tot sei.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Reden wir über „The Outsiders“. Ich frage mich nach intensivem Zuhören, wer sind den nun die Außenseiter?
Franz-Karl Opitz, Country.de: Würden Sie sich denn von Leuten wie Luke Bryan, Cole Swindell oder Thomas Rhett distanzieren?
Franz-Karl Opitz, Country.de: In dem Song „The Dark Side“ (von The Outsider) singen Sie, dass Sie jeden, der ihrem Sohn ein Leid zufügen würde, töten würden. Ganz schön heftige Aussage, zumindest für europäische Ohren.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Sie drücken das aber schon sehr drastisch aus.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Eric, Sie sind Mitglied in Willie Nelsons „Teapot Party“, die sich für die Legalisierung von Haschisch einsetzt, geworden?
Franz-Karl Opitz, Country.de: Letzte Frage: Mit Interesse habe ich gelesen, dass „The Outsiders“ in einer Kirche aufgenommen wurde.
Franz-Karl Opitz, Country.de: Eric, vielen Dank für das Gespräch, jetzt freue ich mich auf ihr Konzert.