Martina McBride: Everlasting
Zuallererst ein Rekord: Am 26. April 2014 wird zum ersten Mal eine Frau mit einem selbstproduzierten und auf einem eigenen Label herausgebrachten Studioalbum an der Spitze der Billboard Country Album Charts stehen! Everlasting heißt das Werk und es hat sich in der ersten Woche über 20.000 Mal verkauft.
Martina McBride hat im Laufe ihrer Karriere auf elf Studioalben ausschließlich Countrymusik gesungen, aber ich nehme an, dass sie auch andere Musik angehört hat. Nun singt sie auf ihrem neuen Album „Everlasting“ zwölf R&B- und Popsongs und ich stelle mir die Fragen: Wie macht sie das, kann sie das und mag ich das Ergebnis?
Zunächst ein paar Fakten. Don Was hat dieses Album produziert – ein Qualitätsmerkmal. Ihr Mann John hat es in den Blackbird Studios aufgenommen, die Martina gehören, ebenfalls ein Qualitätsmerkmal. Und natürlich ein höchstes Maß an Qualität – Martina McBride kann singen und auf ihrem Album „Timeless“ (2005) hat sie ihr Talent für Coverversionen von alten Hits bereits bewiesen. Aber kann sie auch Pop und R&B?
Gleich der erste Titel „Do Right Woman, Do Right Man“ war ein Hit von Aretha Franklin. Deren Gesangsstil kann (und will) Martina nicht nachahmen, trotzdem klingt der Titel in Martinas Version glaubwürdig. „Suspicious Minds“, der Elvis Presley-Hit schlechthin, ist weniger schwierig für Countryinterpreten. Mit dem Song hatten Waylon Jennings und Jessi Colter 1976 einen Nummer-Zwei-Erfolg und Dwight Yoakam schaffte damit im Jahr 1992 noch Platz 35. Das gilt auch für „Little Bit Of Rain“, einst von Linda Ronstadt gesungen. Zwei weitere Lieder waren trotz ihrer Herkunft aus der R&B- bzw. Popmusik bereits auch Countryhits: Mickey Gilley erreichte mit „Bring It On Home To Me“ im Jahr 1976 die Nummer 1, ebenso wie das Trio (Dolly Parton, Linda Ronstadt und Emmylou Harris) 1987 mit dem Phil Spector-Lied „To Know Him Is To Love Him“. Bei ersteren gibt der Duettpartner Gavin DeGraw den nötigen Blueshintergrund, bei zweiten braucht Martina keine Unterstützung, um das schöne Liebeslied zu singen.
Richtig fetzig ist ein anderes Duett, „In The Basement“ geht richtig ab. Gemeinsam mit Kelly Clarkson lässt Martina die musikalischen Fetzen fliegen. Mir gefällt ihre Version von „What Becomes Of The Broken Hearted“ sehr gut. Aber mal ehrlich, der Song von Jimmy Ruffin hatte immer schon die Qualitäten einer guten Countryballade. Das gilt auch für „If You Don’t Know Me By Now“, mit dem Joe Stampley in den 1970ern einen kleineren Countryhit landen konnte. Mein Highlight, die wunderbare Ballade von Otis Redding einst zum Hit gemacht – „I’ve Been Loving You Too Long“ wird von Martina mit großer Inbrunst glaubwürdig interpretiert. Und auch der Supremes-Hit „Come See About Me“ klingt bestens.
Fazit: Martina McBride kann überzeugend diese Auswahl von R&B- und Popsongs singen. Sie versucht glücklicherweise nicht, die Originale abzukupfern, sondern gibt den Liedern ihre eigene musikalische Deutung. Die musikalische Begleitung ist, wie in Nashville inzwischen Standard, von höchster Qualität. Daher mein Prädikat für „Everlasting“: Empfehlenswert!
Martina McBride – Everlasting: Das Album
Künstler / Albumtitel: Martina McBride – Everlasting
Format / Label / Veröffentlicht: CD, Vinyl & Digital (Rough Trade, 2014)
Trackliste:
01. Do Right Woman, Do Right Man
02. Suspicious Minds
03. If You Don’t Know Me By Now
04. Little Bit of Rain
05. Bring It On Home To Me – mit Gavin DeGraw
06. Come See About Me
07. What Becomes Of The Broken Hearted
08. I’ve Been Loving You Too Long
09. Wild Night
10. In The Basement – mit Kelly Clarkson
11. My Babe
12. To Know Him Is To Love Him