Meldungen

Roots Music für die Zukunft: Hurray For The Riff Raff

ANZEIGE
Hier klicken, Radio hören und gewinnen

Sie sind die neuen Sterne am Americana-Himmel und der Beweis, dass sich die USA verändern und dass die Roots Music dabei trotzdem weiterhin ein zentraler Kristallisationspunkt ihrer Kultur ist – über alle rassischen, ethnischen oder sozialen Grenzen hinweg. Denn Hurray For The Riff Raff ist eine Folk-Old-Time-Country-Blues-Band, deren Bandleaderin Alynda Lee Segarra eine Puerto Ricanerin, deren Fiddler Yosi Perlstein ein Transgender und deren Image auch das einer „Queer-Band“ ist.

ANZEIGE
Hier klicken, Radio hören und gewinnen

Mit „Small Town Heroes“ setzen sie ihrer Liebe zu Country & Folk und den einfachen Menschen im Süden der USA ein wunderbares musikalisches Denkmal. Da ist es an der Zeit, mal einen Blick auf die Entwicklung von Alynda Lee Segarra und „Hurray For The Riff Raff“ zu werfen.

Vom Punk in der Lower East Side …

Alynda Lee Segarra ist Kopf, Sängerin und Songwriterin der Band, und erzählt die klassische Ausreißer-Geschichte, die schon der junge Bob Dylan frech, erfindungsreich und ziemlich wahrheitsfern aufzutischen wusste, diesmal ganz authentisch. Aufgewachsen in New York in der Bronx bei Onkel und Tante, kommt sie als Heranwachsende in Kontakt zur Punk-Szene der Lower East Side. Als sie siebzehn ist, haut sie von zu Haus ab und beschließt, mit ein paar Freunden Amerika zu entdecken. Sie fährt kreuz und quer durch die Staaten, lebt den Hobo-Traum und schließt sich der Band „Dead Man Street Orchestra“ an. Moderne, fahrende Musikanten, die Folk, Jazz und Blues spielen und bei denen Alynda das Waschbrett bearbeitet. Wer mehr über die Band erfahren möchte, dem sei der interessante Time-Photo-Essay empfohlen, der die Jungs und Mädels als Hobo-Musikanten inszeniert und auch im Internet zu finden ist.

… zur Musikerin in der New Orleans-Szene

Fixpunkt der Musiker, die allesamt Teil einer großen Musikanten-Community sind, ist New Orleans. Hier erobert die Musik endgültig Herz und Kopf von Alynda. Als sie das Banjo spielen lernt und mit dem Songwriting beginnt, entsteht ihre Band „Hurray Fort The Riff Raff“. Sie saugt die verschiedenen musikalischen Einflüsse auf wie ein Schwamm. Sie ist voller überbordender Kreativität, geht für einige Zeit nach New York zurück und kommt mit einem Koffer voller selbstgeschriebener Lieder wieder. Sie spielt mit ihrer Band Old Time Musik und nimmt mit Hilfe des Musiker-Kollegen Walt McClements, der sie als „scheue, wundervolle Musikerin“ beschreibt, zwei Platten auf („I Don’t Mean I Love You“ & „Young Blood Blues“). Dann führt Sam Doores sie an die Songwriter-Traditionen von Hank Williams, Woody Guthrie, Bob Dylan und Townes van Zandt heran. Die traditionelle Countrymusik und Townes van Zandt bestimmen ihr nächstes Album „Look Out Mama“, während sie mit „My Dearest Darkest Neighbour“ Coverversionen einspielt, die die große Bandbreite ihrer musikalischen Einflüsse beweisen: John Lennon, Townes van Zandt, Joni Mitchell, Billie Holiday, Leadbelly, Hank Williams und Gillian Welch. Alynda hatte sich damit ein festes musikalisches Fundament geschaffen. Nun war es Zeit für den eigenen großen Wurf!

Small Town Heroes

Und – Ladies and Gentlemen, hier ist er: „Small Town Heroes“! Los geht es mit „Blue Ridge Mountain“, der schon fast gespenstisch nach uralter Appalachen-Musik klingt und doch ganz neu von Alynda geschrieben ist. „Crash On The Highway“ ist eine kleine Country-Gospel-Ballade über einen Verkehrsunfall, der die Band auf einer Konzertreise festgesetzt hatte und Anlass war, wieder Heimweh nach New Orleans zu haben und gleichzeitig religiöse Fragen zu stellen. „End Of The Line“ ist dann süffiger Folk-Rock ehe mit „The Body Electric“ einer der Höhepunkte des Albums erklingt. Es ist eine etwas andere Mörderballade und geschrieben gegen die, die allzu leichtfertig alte Klischees vom „Mord an der Geliebten wegen Fremdgehens“ aufwärmen und in Kneipen zu Mitgröhl-Liedern werden lassen. Denn sie hat eine Freundin verloren, die vergewaltigt und ermordet wurde und daher ist es ihr wichtig, dass man bedenkt, was es heißt, einen Menschen zu töten. „Wenn Du über das Töten von Frauen singst, dann denke ich daran, dass du mich tötest und meine Freunde tötest“, sagt sie ernst, bitter und nachdenklich über diesen Song, der natürlich auch ein Song gegen den amerikanischen Waffenwahn ist.

Alynda bringt tatsächlich mehrere Kulturen zusammen. Die vieles in Frage stellende gesellschaftliche Kritik, wie sie sich auf so unterschiedliche Weise im politischen Folk und im Punk wiederfindet, vereinigt sie mit bester Roots Music der Menschen aus dem Süden: Country, Blues, Jazz, Old Time, Soul. Weiterer Höhepunkt des Albums ist der „St. Roch Blues“. Ein typisch flirrender New Orleans-Blues über den gefährlichen Stadtteil St. Roch. Intim und packend, liebreizend und bedrohlich zugleich klingen hier Musik und Gesang. Der Titelsong „Small Town Heroes“ zeigt die Widersprüchlichkeit und Doppelmoral des Kleinstadtlebens auf. Von untreuen Ehemännern und jungen Mädchen auf der Suche nach Liebe singt sie da, ernüchternd, aber stets mit viel Empathie für die Menschen dieser Kleinstädte. Und sie singt – auch das verdient eine Erwähnung – ein Lied für Levon Helm von „The Band“: „Levon’s Dream“ ist eine wunderschönes, berührendes trauriges Liebeslied. Um gleich darauf mit dem schmissigen „I Know It’s Wrong (But That’s Alright)“ eine Hymne auf Lebenslust und dem Genuss des Augenblicks anzustimmen. Ein starkes, vielschichtiges Album einer selbstbewussten jungen Frau, die etwas zu sagen hat.

Und weiter?

27 Jahre ist sie jetzt gerade mal. Und hat mit „Small Town Heroes“ einen ersten Karrierehöhepunkt erklommen. Ihr Weg dahin, der voller Brüche, Veränderungen, aber auch stetigem Lernen war, spricht dafür, dass noch viel Gutes von Ihr zu erwarten ist. Alynda Lee Segarra gehört die Zukunft. Denn sie nimmt sich der Musik mit den Wurzeln in der Vergangenheit an und mischt sie mit modernen, unkonventionellen und grenzüberschreitenden Einflüssen in Punkto Lebensstil, Gesellschaftssicht und sexueller Identität. Und wappnet das Americana dabei gegen die stets drohende Gefahr, nur rückwärtsgewandt zu sein. Und daher ist Alynda nicht mehr und weniger als das Zukunftsversprechen des Americana.

Hurray For The Riff Raff - Small Town Heroes

Künstler / Albumtitel: Hurray For The Riff Raff – Small Town Heroes
Format / Label / Veröffentlicht: CD, Vinyl & Digital (Pias Coop, Ato, Rough Trade 2014)

Kaufen! Hurray For The Riff Raff - Small Town Heroes: Hier bestellen! Hurray For The Riff Raff - Small Town Heroes: Hier bestellen! Hurray For The Riff Raff - Small Town Heroes: Hier bestellen!

Trackliste:

01. Blue Ridge Mountain
02. Crash On The Highway
03. Good Time Blues (An Outlaw’s Lament)
04. End Of The Line
05. The New Sf Bay Blues
06. The Body Electric
07. No One Else
08. St. Roch Blues
09. Levon’s Dream
10. I Know It’s Wrong (But That’s Alright)
11. Small Town Heroes
12. Forever Is Just A Day

ANZEIGE
Album hier bestellen

Einige unserer Artikel enthalten s.g. Affiliate-Links. Affiliate-Links sind mit einem * (oder mit einem sichtbaren Bestellbutton) gekennzeichnet. Partnerprogramme Amazon, JPC, Bear Family Records und Awin (Eventim), Belboon (MyTicket): Country.de ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon Europe S.à.r.l. und Partner des Werbeprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann. Ausserdem ist Country.de Teilnehmer der Partnerprogramme von JPC und Bear Family Records sowie Affiliate-Marketing-Anbieter Awin (Eventim) sowie Belboon (MyTicket).

Über Thomas Waldherr (838 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
Kontakt: Facebook