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Bob Dylan: Shadows In The Night

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Bob Dylan - Shadows In The Night

Allenthalben Erstaunen, Verblüffung und Huldigungen. Bob Dylans neues Album Shadows In The Night ist von Presse und Publikum – in Großbritannien ist es auf dem besten Weg, sein achtes Nummer-Eins-Album zu werden – sehr gut aufgenommen worden. Und in der Tat ist es sein Meisterwerk als Interpret von Songs, die nicht seine eigenen sind. Und es ist entgegen landläufiger Ansicht keine Sinatra-Platte, sondern Dylans Tribut an das Great American Songbook.

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Alle Songs hat „The Voice“ mal gesungen. Aber viele andere haben das auch getan. Denn auch wenn Lieder wie „I’m A Fool To Want You“, „Autumn Leaves“, „Full Moon And Empty Arms“ oder „Stay With Me“ eher unbekanntere Werke sind, so gehören sie doch zum festen Kanon der frühen amerikanischen urbanen Popmusik. Einzige Ausnahme: „That Lucky Old Sun“, das nicht in der Version von Sinatra, sondern in der von einem anderen Frankie, nämlich Frankie Laine, zu einem großen Hit wurde. Jener Sänger, ebenfalls italienischer Abstammung, der mit „Rawhide“ und „High Noon“ große Country-Hits hatte. Und auch „That Lucky Old Sun“, das von den Mühen der Landarbeit und der Hoffnung auf Besserung, die nie endet solange die alte Sonne noch am Himmel steht, handelt, ist ja Country-nahe. Dylan bringt es auf seiner Platte als letzten Song. Als Kontrapunkt der Hoffnung zu all den gescheiterten Beziehungen und einsamen Menschen, um die in den neun Songs vorher geht.

Alleine Dylans-Interpretation dieses Klassikers ist alleine schon Grund genug, dieses Album zu kaufen. Sie beginnt mit einer Eingangspassage, die an ein fernes Echo zu Aaron Copelands „Fanfare For The Common Man“ und „Hoedown From Rodeo“ erinnert. Ein Kabinettstückchen Dylans, denn um nichts anderes, als um ein Lamento des einfachen, arbeitenden Menschen geht es in diesem Song. Coplands Klassiker ließ Dylan jahrelang in den Hallen vor Beginn seiner Konzerte spielen. „That Lucky Old Sun“ wiederum ist ihm sehr vertraut, über die Jahre hat er es immer wieder mal in seinem Live-Repertoire gehabt, beispielsweise -und dem Anlass absolut angemessen – beim ersten „Farm Aid“-Konzert 1985. Dreißig Jahre später aber erst entfaltet es in seiner Interpretation sein ganzes (Dylan)-Potential. Leise, ruhig und doch mit monumentaler Kraft – man sieht förmlich die Western-Kulisse einer einsamen Ranch in gottverlassener Gegend vor sich – singt Dylan voller Gefühl und wird eins mit dem Song und dem Menschen, aus dessen Perspektive es geschrieben ist. Große Kunst.

Dylan eignet sich mit diesem Album auf unnachahmliche Weise diese Songs an. Er singt sie nicht einfach nach. Er überführt sie in seine Welt. Er gräbt sie aus, wie er in einem Interview erzählt hat. Er erweckt sie zum Leben, macht aus ihnen Dylan-Songs, indem er sie auswählt und ihre Reihenfolge auf dem Album komponiert – deswegen muss man dieses Album auch ganz bewusst immer wieder von Anfang bis Ende hören – und sie mittels seiner Arrangements und seines Gesangs und seinen Phrasierungen in neue gedankliche Richtungen und neue – Dylan’sche – Sinngehalte lockt.

Sein Gesang ist zart wie nie, er kommt in ungeahnte Höhen. Seine beste Gesangsleistung seit 25 Jahren. Dazu die Arrangements von opulenten Orchestersatz herunter reduziert für seine fünfköpfige Tour-Band. Dylan selber spielt kein Instrument außer seiner Stimme. Kein Schlagzeug macht da Wirbel, Georg Receli übt sich ganz zurückhaltend an der Percussion, Tony Garnier zupft den Bass noch leiser als sonst, über allem wimmert die Steel Guitar von Donnie Herron, ganz dezent unterstützt von einem Bläsersatz. Apropos Steel Guitar. Dass ihr an vielen Stellen die Melodieführung obliegt, lässt das Ganze immer wieder mal an eine Cowboy Band erinnern, die sich nach harter Arbeit im Honky Tonk frühmorgens mal an andere Musik wagt. Und dabei voller ehrlicher Liebe zu dieser Musik ist.

Und so gelingt es Dylan, immer mal wieder Country-Momente in dieser Hommage an das Great American Songbook einzubauen. Und beweist damit erneut, wie sehr er mit seinem künstlerischen Wirken Musikgeschichte geschrieben hat, weil er sich nie in seiner künstlerischen Ausdrucksform hat einengen lassen, und alle Genres der amerikanischen Populärmusik für seine Zwecke genutzt hat ,und diese damit auch stets ein Stück weit zusammengeführt hat.

So stellt sich denn die Frage, ob dieses Album vielleicht als die Summe seines Lebenswerks zu betrachten ist, das, ohne einen von ihm geschriebenen Song zu enthalten, den Singer-Songwriter Bob Dylan am treffendsten und vollständigsten repräsentiert.

Fazit: Ein beeindruckendes Werk. Das Album muss unter die Leute, muss im Radio gespielt werden, muss gehört werden, egal ob vom CD-Player, Plattenspieler oder iPod. Prädikat: Überirdisch schön!

Bob Dylan - Shadows In The Night

Künstler / Albumtitel: Bob Dylan – Shadows In The Night
Format / Label / Veröffentlicht: CD, Vinyl & Digital (Columbia, Sony Music 2015)

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Trackliste:

01. I’m A Fool To Want You
02. The Night We Called It A Day
03. Stay With Me
04. Autumn Leaves
05. Why Try to Change Me Now
06. Some Enchanted Evening
07. Full Moon And Empty Arms
08. Where Are You?
09. What’ll I Do
10. That Lucky Old Sun

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Über Thomas Waldherr (802 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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