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Mixing Up The Country Music

Das neue große Coffee Table Book „Mixing Up The Medicine“ über Bob Dylan zeigt auch dessen lebenslange Beziehung zur Countrymusik auf.

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Bob Dylan – Mixing Up The Medicine Bob Dylan – Mixing Up The Medicine. Bildrechte, Cover: Droemer Knaur

Es ist ein Werk das wirklich seinesgleichen sucht. 608 Seiten über Bob Dylan. Mit unzähligen Abbildungen: Fotos, Plakate, Songnotizen, Briefe und vielem mehr. Kein Wunder, schöpfen doch die Herausgeber Mark Davidson und Parker Fishel aus dem Bestand von über 10.000 Artefakten, die im Bob Dylan Center in Tulsa, Oklahoma, seit Mai des vergangenen Jahres der Öffentlichkeit zugänglich sind. Auf 29.000 Quadratmetern können die Besucher in die Dylan-Welt eintauchen. Das nun vorliegende Buch Mixing Up The Medicine ist fast so etwas wie der Katalog zur Ausstellung.

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Davidson und Fishel zeichnen Leben, Werk und Wirken Dylans präzise und sachlich nach. Essays von Weggefährten oder Musikjournalisten wie Greil Marcus oder Amanda Petrusich sind dann für Analysen, Bewertungen und Denkanstöße zuständig. So entsteht ein faszinierender Blick auf einen Künstler mit Ausnahmestatus.

Robert Zimmermann entdeckt die Countrymusik…

Dass der legendäre Folk- und Rock-Singer-Songwriter Zeit seines Lebens eine starke Beziehung zur Countrymusik zieht sich auch durch dieses Buch. So lesen wir, dass er mit zehn Jahren im Haus seiner Eltern nicht nur eine Gitarre entdeckte, sondern auch einen Plattenspieler auf dem die Country-Scheibe „Drifting Too Far From The Shore“ lag. „Wenn ich diesen Sound hörte, fühlte ich mich, als wäre ich jemand ganz anderes, als wäre ich gar nicht das Kind meiner Eltern oder so“, erinnert sich Dylan, der damals noch Robert Zimmerman hieß.

…und Hank Williams

An einer anderen Stelle im Buch erfahren wir, dass vor Woody Guthrie es der legendäre Hank Williams war, der sein Favorit als Songwriter gewesen war. Er hörte eine 78er mit „Hey Good Lookin‘“ und das berührte ihn so tief, dass es ihn nie losließ. So nahm er gerne die Einladung von Sony Music an, nachgelassene Songtexte zu vertonen. Er verteilte die Texte an Kolleginnen und Kollegen wie Sheryl Crow, Merle Haggard, Nora Jones oder Jack White und veröffentlichte 2011 „The Lost Notebooks Of Hank Williams“. Er selber schrieb und komponierte den Song „The Love That Faded“ zu Ende.

Freundschaft mit Johnny Cash

Breiten Raum nimmt natürlich seine Freundschaft zu Johnny Cash ein, die Zusammenarbeit für Nashville Skyline und sein legendärer Auftritt in dessen TV-Show 1969. Weniger bekannt ist dagegen der Umstand, dass Mother Maybelle Carter ihren Schwiegersohn in spe 1964, als er in Nashville bei ihre untergebracht war, jeden Morgen mit Dylans „Restless Farewell“ weckte. „Sie mag Dich sehr“, schrieb Cash in einem Brief an seinen Freund Bob.

Auch die „Gründungsmomente“ des Americana 1967 im Keller von Big Pink mit „The Band“ werden natürlich geschildert. Ebenso wie sein Interesse an Western. Als Schauspieler „Pat Garrett & Billy The Kid“ ebenso wie als Songwriter, der Motive aus dem Gregory Peck-Film „The Gunfighter“ für seinen Song „Brownsville Girl“ nutzt.

Stetige Ausflüge in die Countrymusik

In den 1990ern wird Dylans Liebe zur Countrymusik gleich mehrmals deutlich. Seit 1992 ist das Country-Instrument Steel Guitar fester, unverzichtbarer Bestandteil seiner Bandinstrumentierung. Er tritt 1993 bei Willie Nelsons 60. Geburtstag auf, nimmt 1992 mit ihm und 1998 mit Bluegrass-Legende Ralph Stanley gemeinsame Songs auf und spielt um die Jahrtausendwende in seinen Konzerten immer eine Reihe von Country-Gospel-Standards.

Zu wenig Jimmie Rodgers

Einziger Wermutstropfen in der ansonsten fast lückenlosen Darstellung: Seine besondere Beziehung zu Jimmie Rodgers, dem „Vater der Countrymusik“ wird etwas zu spärlich gewürdigt. So merkt zwar Greil Marcus in seinem Essay über Dylans Herbst und Winter 1960 in Madison, Wisconsin, an, dass Dylans Interpretation von Rodgers „Let Me Be Your Sidetrack“ überzeugender war als seine Performance von Woody Guthries „Hard Travelin‘“ und auch die wunderschöne Aufnahme von „Miss The Mississippi And You“ von 1992 findet Erwähnung. Einen Hinweis auf Dylans Teilnahme an dem Albumprojekt „The Songs Of Jimmie Rodgers“, das am 19. August 1997 auf Dylans eigenem Label Egyptian Records erschien und zu dem er kurze, aber denkwürdige Liner Notes schrieb – „His is the voice of the wilderness in your heart“ – sucht man jedoch vergeblich.

Fazit: Sicher in erster Linie ein Buch für Dylan-Fans. Doch auch für jeden Musikfreund, der gerne mehr über Künstler und Zeitläufe erfahren will, sei dieses Buch empfohlen. Macht sich gut unterm Weihnachtsbaum und bietet beste Unterhaltung für lange Winterabende.

Bob Dylan – Mixing Up The Medicine: Das 2023er Buch

Bob Dylan – Mixing Up The Medicine

Titel: Bob Dylan – Mixing Up The Medicine
Autoren: Mark Davidson und Parker Fishel
Veröffentlichungstermin: 2. November 2023
Verlag: Droemer Knaur
Format: Buch
Seiten: 608 Seiten
Sprache: Deutsch

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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