Thomas Rhett: Tangled Up
Das neue Album des smarten Sängers verbindet Country & Pop.
„Ich möchte meinen Weg gehen und künstlerisch eigenständig sein. Wenn die Leute einen Song von mir hören, sollte man erkennen, von wem er ist.“ So das knappe aber bestimmte musikalische Selbstportrait von Thomas Rhett Akins, der mit seinen 25 Lenzen und vier Nummer-Eins-Single-Hits zu den angesagtesten Jung-Acts der New-Country-Szene zählt.
Unter dem Markennamen Thomas Rhett hat der Sohn des Songwriterprofis Rhett Akins in den letzten drei Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebt, der ihn vom Country ausgehend in die Grenzbereiche des Crossover-Pop geführt hat. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass ausgerechnet die beiden ersten, countrynahen Singles „Something To Do With My Hands“ und „Beer With Jesus“ chartmäßig nicht durchstarteten und auf diese Weise den Weg für die musikalische Spielwiese frei machten. Stilistisch beeinflusst von R&B-Innovator Sam Hunt und den Bro-Touring-Partnern Florida Georgia Line hatte sich der Sonnyboy aus der Kleinstadt Valdosta zuletzt mit seinem Chartbreaker „Crash And Burn“ immer deutlicher in Richtung Pop verabschiedet.
Nun hat das New-Country-Talent, das neben Stimme, Bühnenpräsenz und smartem Aussehen auch als Songwriter (u.a. für Florida Georgia Line, Jason Aldean, Lee Brice) zu überzeugen weiß, auf dem vorläufigen Karrierehöhepunkt sein zweites Studioalbum veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob es Rhett und seinem Produzententeam gelungen ist, den musikalischen Experimentierkasten unter Kontrolle zu halten und die ein oder andere Countrywurzel offenzulegen. Der Titel „Tangled Up“ deutet zumindest schon mal darauf hin, dass dem geneigten Hörer eine Verstrickung in verschiedene Musikstile drohen könnte.
Wenn wir die Countrybrille für einen Moment absetzen und der Vielfalt auf Tangled Up Gehör schenken, muss man zunächst mal zugeben, dass hier musikalisch ganze Arbeit geleistet worden ist. Diese beginnt schon bei der Produktion, der die Dann-Huff-typische Politur anzumerken ist. Auch das Songwriting ist hochprofessionell. 7 der 13 Titel tragen Rhetts persönliche Handschrift. Ansonsten sind die üblichen Branchenprofis wie Shane McAnally, Chris DeStefano oder Ross Copperman mit von der Partie.
Und in der Tat, es gibt sie, die stilfremden Ausbrüche. Die bereits erwähnte Leadsingle „Crash And Burn“ sorgte als luftiger, Bruno-Mars-ähnlicher Pop-Song schon mal für gewisses Erstaunen, zumal kein geringerer als Outlaw-Barde Chris Stapleton seine Finger als Autor mit im Spiel hatte. Der Titelsong „Tangled“ wartet mit etwas angestaubt wirkenden Disco-Funk-Rhythmen auf, während „South Side“ als Hommage an das bewegliche Hinterteil einen reinrassigen R&B im Usher-Style vom Stapel lässt. Auch „Vacation“ ist mit synthetischen Elementen aufgemotzter R&B-Pop, dessen Effekte über die belanglose Hookline nicht hinwegtäuschen können. „I Feel Good“ offenbart mit Motownelementen abgeschmeckten Funk-Pop, während die auf „T-Shirt“ präsenten R&B-Grooves einen wiederum gefälligen Hitcharakter hinterlassen.
Der Rest des Albums bewegt sich ohne jeden Zweifel im Upper-Level des aktuell geläufigen New-Countrytrendes. Der Opener „Anthem“ zeigt sich als frischer, radiofreundlicher Country-Rock, der durch Rhetts Stimmfarbe das gewisse Etwas erhält. Die Folgesingle „Die A Happy Man“ ist ein Sahnestück, das sich als hingebungsvoll performter Love-Song in die Top-Liste des Jahres 2015 einsortieren dürfte. „Like It’s The Last Time“ ist megacatchy und am Erfolgsschnittmuster von Florida Georgia Line orientiert. Auch das relaxt performte „Single Girl“ trägt ein „country backbone“ in sich und zählt zu den Titeln, die von Rhetts Stimmpathos getragen länger im Ohr haften bleiben. Die inzwischen populär gewordene Duettballade darf ebenfalls nicht fehlen und wird mit „Playing With Fire“ an der Seite von American-Idol-Gewinnerin Jordin Sparks solide erfüllt.
Dem Album ist in Gänze zugute zu halten, dass zu keinem Zeitpunkt Monotonie aufkommt und der zeitgenössische Musikfreund aus dem Songbuffet das für sich Passende herausziehen kann. Der Finaltrack „Learned It From The Radio“ dürfte mit seinen zarten Banjolicks sogar in der Lage sein, auch den ein oder anderen Countryfan versöhnlich zu stimmen.
Fazit: Thomas Rhett hat unter den versierten Händen von Dann Huff ein Album vorgelegt, das aufgrund seiner Vielseitigkeit als „genrelos“ bezeichnet werden kann. „Tangled Up“ dürfte alleine schon deswegen ein Erfolg werden, weil es eine Reihe von Songs enthält, die im besten Radiodesign eine über die Countryszene hinausgehende Zuhörergruppe anspricht. Jenseits der stilistischen Ausflüge sind es die mit viel Persönlichkeit vorgetragenen einfachen Stories, die Thomas Rhett immer wieder als eingefärbten Country-Boy entlarven.
Thomas Rhett – Tangled Up: Das Album
Titel: Tangled Up
Künstlerin: Thomas Rhett
Veröffentlichungstermin: 25. September 2015 (USA)
Label: The Valory Music Co.
Vertrieb: Universal Music
Format: CD & Digital
Laufzeit: 44:12 Min.
Tracks: 13
Genre: Country, Pop
Bewertung: 3,5 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste: (Tangled Up)
01. Anthem
02. Crash And Burn
03. South Side
04. Die A Happy Man
05. Vacation
06. Like It’s The Last Time
07. T-Shirt
08. Single Girl
09. The Day You Stop Lookin‘ Back
10. Tangled
11. Playing With Fire – mit Jordin Sparks
12. I Feel Good – mit LunchMoney Lewis
13. Learned It From The Radio