Merle Haggard – Reaktionen und Gedanken zum Tod einer Legende
Vor knapp zwei Tagen kam dieser Einschnitt in die Welt der Country Music, der natürlich irgendwann kommen musste. Und dass das Loch, dass Merle Haggard reißen würde, ein Großes sein würde, war auch klar. Allerdings muß ich ehrlich zugeben, dass mich die Wucht und die Flut der Reaktionen und die mitunter gewaltige Emotionalität der Kommentare und nicht zuletzt auch meine eigene Gefühlswelt schon erschlägt.
Bevor wir einen Rundblick über eine Auswahl der Reaktionen von Country Stars vornehmen – die Reaktionen waren zum Teil überwältigend – gibt es erste Informationen zu den Trauerfeierlichkeiten. Trauerfeier und Bestattung werden private Zeremonien sein, die auf der Ranch von Merle Haggard in Palo Cedro stattfinden werden. Im Angesicht seines für ihn wohl bevorstehenden Ablebens hatte Hag das Prozedere bereits festgelegt. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wird Marty Stuart die Zeremonie leiten. Dessen Ehefrau Connie Smith, Merles gute Freundin seit Jahrzehnten, wird „Precious Memories“ singen, und Marty und Connie werden zusammen „Silver Wings“ singen. Auch Willie Nelson und Kris Kristofferson werden erwartet. Sie sollen nach Haggards Wunsch jeder einen Song ihrer Wahl singen. Zwei Songs von Lefty Frizzell sollen eingespielt werden. Ben Haggard ist einer der Sargträger, wobei Merle Haggard auf seinen eigenen Wunsch hin eingeäschert werden soll.
Kommen wir nun zu den Reaktionen der Kollegen aus der Welt der Country Music, und fangen wir gleich mit Marty Stuart an. Haggard sei sein Professor gewesen. Dessen Tribute-Alben für Jimmie Rodgers („Same Train – A Different Time“) und Bob Wills („A Tribute To The Best Damn Fiddle Player In The World“) seien sein Leitfaden gewesen für das Leben, das er gelebt habe bis hierher. Er habe einen wahren Freund verloren, der ihm sehr fehlen werde. Merle Haggard habe gewusst, wie es geht, ein Freund zu sein. Eric Church, der bereits auf seinem ersten Album „Sinners Like Me“ den Tribute Song an Merle Haggard mit dem Titel „Pledge Allegiance To The Hag“ unter Mitwirkung des Poet of the Common Man (Merle Haggard singt die dritte Strophe) veröffentlicht hatte, schickte ein Foto von Haggard mit dem Vermerk „Rest in Peace“ und dem Text eben dieser Strophe sowie des Refrains an die Mitglieder seines Fan Clubs „Church Choir“. Auf seiner Facebook Seite postete er den Link zu diesem Song.
Dierks Bentley twitterte, die Nachricht habe ihn zu Boden geworfen. George Strait stellte die Wichtigkeit Haggards für seine Karriere heraus und merkte an, ohne Merle Haggard hätte es George Strait nicht gegeben. Schwer getroffen muß Willie Nelson sein, dessen sehr enge Verbindung zu Merle Haggard ja kein Geheimnis ist. „Er war mein Freund, mein Bruder“ war der einzige Kommentar bisher. Einige besonders bewegende Geschichten kamen nun auch an die Öffentlichkeit. So musste Merle Haggard sein letztes Konzert nach kurzer Spielzeit abbrechen, weil er zu schwach und völlig erschöpft war. Toby Keith war aber vor Ort und wurde von Hag gefragt, ob er irgendwelche Haggard Songs kenne. Toby Keith bejahte dies mit dem Zusatz, „Ich kenne alle, und ich brauche keinen Teleprompter!“ So spielte Toby Keith dieses Konzert zu Ende. Seine Reaktion auf die Todesnachricht: „Der größte Singer/Songwriter meines Lebens ist gegangen. Danke für die Musik und die Freundschaft. R.I.P. Hag – T“
Cody Canada, ein Künstler aus der Texas Szene, Okie von Geburt aus, erzählte von einer Begebenheit, die sich ereignete, als er einige Shows für seinen Helden eröffnen durfte. Er sei von Merle zu einem „mid-day smoke“ eingeladen gewesen, habe dies aber absagen müssen, weil sein Kind krank gewesen sei und er seine Frau damit nicht alleine lassen wollte. Vor dem nächsten Konzert wurde er von Hag darauf angesprochen. Er sei doch der, der nicht mit ihm habe rauchen wollen. Ja, das sei richtig, erwiderte Cody. „Du hast alles richtig gemacht! Du bist ein guter Vater!“ sagte Hag daraufhin und lud ihn ein, ein paar Songs zusammen zu spielen. Dies ereignete sich offenbar in der berühmten Gruene Hall in Texas, die ihrerseits Bestürztheit zum Tod des Hall Of Famers zum Ausdruck brachte.
Von Miranda Lambert über Carrie Underwood, Rodney Crowell, Trisha Yearwood, Gene Watson, Tanja Tucker, Hank Williams Jr., den Oak Ridge Boys, Lorrie Morgan, natürlich von George Jones‘ Witwe Nancy, Bill Anderson, den Bellamy Brothers, aber auch von aktuellen Stars wie Luke Bryan, Florida Georgia Line, Keith Urban und Brad Paisley, die sich beide erwartungsgemäß sehr betroffen zeigten. Clint Black postete den Link zu seinem Song „Untanglin‘ My Mind“, den er mit Merle Haggard geschrieben hatte. Die Liste der Stars ist lang. Ob alt oder neu, Frau oder Mann, die Popularität und Wichtigkeit dieser Ikone wurde von allen herausgestellt. Einige, so wie z.B. Jason Aldean, posteten Fotos mit ihrem Idol.
Auch von der Cash Familie kamen Reaktionen. „Heartbroken“, twitterte Rosanne Cash. „Dies ist ein sehr trauriger Tag“, schrieb ihre jüngere Schwester Kathy Cash. Ihr Ehemann Jimmy Tittle, früher Bassist bei Merle Haggard, postete ein Video, in dem er bei den Strangers Bass spielte und erzählte von seinem letzten Treffen mit Merle Haggard. Der Sohn der Beiden, Dustin Tittle, sagte, dass es ihn ohne Merle Haggard gar nicht gebe. Johnny Cash suchte einen Bassisten (nach dem Ausstieg von Marshall Grant), Merle Haggard überließ ihm seinen, und so lernten sich Kathy Cash und Jimmy Tittle kennen. Und auch das Johnny Cash Museum zeigte seine Anteilnahme und postete ein Foto von Johnny Cash und Merle Haggard, das anläßlich der Aufnahme von „I’m Leaving Now“, dem Duett der Beiden, entstand.
Der Satelliten-Radiosender Sirius XM ändert zu Ehren von Merle Haggard für einige Tage den Namen der Station „Willie’s Roadhouse“ in „Merle’s Roadhouse“. Jake Owen spielte gar ein 25-minütiges Haggard-Set live auf Facebook. Wer Interesse hat, sich das anzuschauen, findet es auf der Facebookseite von Jake Owen. Und auch heute, am Samstag, den 9. April, ist das Internet und sind die sozialen Netzwerke immer noch voll mit Fotos, Artikeln, Erinnerungen, Songs und Aussagen zu und von Merle Haggard. Sollte Sie dieses Thema weitergehend interessieren, so suchen Sie gerne die Reaktion Ihres Stars heraus. Wir können hier nur einen groben Überblick geben, und dieser ist ja schon lang genug. Selbst in den deutschen Printmedien findet man Artikel zum Tod von Merle Haggard. Dieser Mann war nicht irgendwer. Er war weder „Ein Countrysänger“ noch „ein großer Countrysänger“. Vielleicht war Merle Haggard größer als alle anderen.
Ich habe in den letzten zwei Tagen mit einem Freund darüber gesprochen, ob Johnny Cash überhaupt in die Gattung „Country“ gehört, oder ob er so groß war, dass er ein eigenes Genre ist. Der Hintergrund dazu war meine Aussage, dass Merle Haggard vielleicht der größte Countrysänger überhaupt war. Die Argumentationsführung dahin ist kurz und in sich schlüssig. Ich fände es interessant, zu diesem Thema von Ihnen, unseren Lesern, eine Meinung zu erfahrung. Diskutieren Sie bitte gerne darüber auf der Facebookseite von Country.de – Country Music Magazine. Das Thema „Merle Haggard“ wird uns sicher noch eine Zeit hier begleiten. Sein musikalisches Vermächtnis ist gewaltig, soviel steht fest. Und wenn ich alle Hinweise richtig deute, könnte es auch noch ein neues Album geben.
Beschließen möchte ich diesen Artikel mit der Reaktion des vielleicht letzten aktiven Vertreters des Bakersfield Sounds, Dwight Yoakam. Er postet seit Tagen Songs von Merle Haggard. Eine solche Reaktion war zu erwarten. Sein kurzer Kommentar sagt denn auch alles: „Zu sagen, er sei einer der Größten überhaupt gewesen, ist eine unangemessene Untertreibung.“