The Felice Brothers: Life In The Dark
The Felice Brothers - die einzigartigen Americana-Brüder laufen mit ihrem neuen Longplayer "Life In The Dark" wieder zu großer Form auf.
Sie sind wieder da: The Felice Brothers mit ihrem unnachahmlichen Folk-Rock-Rumpel-Country-Mix. Mit Life In The Dark, ihrem siebten Album, laufen sie zu so großer Form auf wie seit ihrem legendären selbstbetitelten Durchbruchalbum nicht mehr.
Schon die ersten Töne des Startsongs „Aerosol Ball“ klingen so mitreißend und Felice-typisch, dass einem das Album von Anfang an gefangen nimmt und nicht mehr loslässt. James Felice‘ Akkordeon und Greg Farleys Geige führen musikalisch großartig durch diesen faszinierenden Song. Ein Song, dessen Verse und Reime mitunter pure Lautmalerei und höherer Blödsinn sind, sich stets an das „special girl“ richten, aber in der Summe eine originelle Beschreibung des kindlich-fortschrittsgläubigen Amerikas abgeben.
Amerika wird dann auch im nächsten Song „Jack At The Asylum“ besungen. Amerika, das Land, das man immer noch liebt, obwohl es auch für Schlimmes verantwortlich ist. Mit seiner Todesstrafe, seinem Krieg gegen die Indianer oder den politischen Morden. „You kill your son, Joe Hill“, singt Ian Felice und nimmt dabei Bezug auf den Tod des legendären Gewerkschaftsführers. „Amerika, Du verschaffst mir Albträume“, singt Felice, am Ende aber auch: „Amerika, Du gabst mir Träume zu träumen, Erinnerungen, Popcorn und Liebe“. Man kommt einfach nicht los von diesem Land!
„Die neun neuen Songs setzen die Entdeckungsreise ins das moderne Leben eines komplizierten und gespaltenen Amerikas fort“, heißt es im Pressetext. Die Sichtweise ist die eines Liebhabers, dem Amerika schon längst das Herz gebrochen hat. Der Autor stellt Ian Felice in die Tradition von John Prine, Shane MacGown und Michael Hurley. Doch natürlich stehen die Geschichten, die die Felice Brothers erzählen in einem größeren Zusammenhang auch in der Tradition von Woody Guthrie oder Bob Dylan, und ein Schuss Hank Williams ist auch mit dabei.
Die Felice Brothers sind Gitarrist, Sänger und Songwriter Ian Felice, Bruder James Felice, der für das Akkordeon und alle Tasteninstrumente zuständig ist, ihr Freund Josh „Christmas Clapton“ Rawson am Bass, Fiddle-Spieler Greg Farley und Drummer David Estabrook. Ihr neues Album „Life In The Dark“ haben sie selbst produziert, ausführender Techniker war James Felice, gemischt haben es Jeremy Bakofen and James Felice. Aufgenommen wurde es in ihrem Garagenstudio auf ihrer Farm im Upstate New York, gemastert in den Gateway Studios.
Und so haben die Felice Brothers neben den richtigen Themen und orten auch wieder den richtigen Sound gefunden. Da wird so gut wie nichts geglättet oder overdubbed, da ist viel Live-Feeling drin – nur so entsteht der richtige Breitwand-Rumpel-Felice-Sound, der ihre Geschichten rund um Liebe, Gewalt und Underdogs im heutigen Amerika so perfekt trägt. Und das alles mit einer großen Kenntnis und viel Liebe für die amerikanische Roots Music: Folk, Blues, Country und Rock.
Und irgendwie gehen die Songs einem diesmal noch näher. Felice ist ein großartiger Songschreiber. „Life in The Dark“ handelt beispielsweise von Anne Frank und ihrem Leben im Versteck. Wie Felice die ernsten und traurigen Worte setzt, und die Musik dazu oftmals übermütig ins genaue Gegenteil driftet, ist ganz große Felice-Kunst. Und übermütig wie die Jungs so sind, haben sie ans Ende des Album auch noch einen bis dato unbenannten „Hidden Song“ gestellt, der nach zwölf, dreizehn Sekunden Pause auf den Trennungs-Song „Sell The House“ folgt und das Thema Einsamkeit nur mit Akkordeon und Gesang in den Fokus rückt. Großes Kino!
Ian Felice, so hat Bruder James in einem Interview verraten, hat sich auf der letzten Tour ganz intensiv mit politischen Dingen beschäftigt. Und so ist „Life In The Dark“ nicht nur eines der besten Alben der Truppe überhaupt, sondern durchaus auch ein politischer Kommentar zur Lage Amerikas. Da bleibt nur zu hoffen, das „Life In The Dark“ nicht nach den richtungsweisenden Präsidentschaftswahlen als prophetisch eingestuft werden muss.
Fazit: Ein fantastisches Album. Americana-Künstler, die was zu sagen haben, und das in kunstvoller Form auch tun. Prädikat: American Masterpiece!
The Felice Brothers – Life In The Dark: Das Album
Titel: Life In The Dark
Künstler: The Felice Brothers
Veröffentlichungstermin: 24. Juni 2016
Label: Yep Rock
Vertrieb: H’art
Laufzeit: 40:08 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 9 + HiddenTrack
Genre: Americana
Trackliste:
01. Aerosol Ball
02. Jack At The Asylum
03. Life In The Dark
04. Triumph ’73
05. Plunder
06. Sally!
07. Diamond Bell
08. Dancing On The Wing
09. Sell The House
10. HiddenTrack