Zac Brown Band: Welcome Home
Zac Brown Band läuten mit "Welcome Home" eine Kurskorrektur ein. Es geht zurück zu den musikalischen Anfängen der Band.
Die Zac Brown Band hatte ihre Fans der ersten Stunde auf eine harte Probe gestellt. Auf dem 2015er Album „Jekyll + Hyde“, dem wohl kreativsten ihrer Karriere, wurden die dehnbaren Grenzen des New Country mit brachialer Urgewalt in Richtung Rock, Jazz und Dancefloor-Pop aufgebrochen. Auch wenn der Erfolg den dreifachen Grammygewinnern aus Georgia mal wieder Recht gab, drohte mit wachsender Experimentierfreude ein gutes Stück Bandidentität verloren zu gehen. Mit Welcome Home, dem fünften Longplayer ihrer Karriere, folgt nun die Trendumkehr – riskant, reduziert, aber für die Szene möglicherweise richtungsweisend.
In der Tat klingt der Albumtitel wie ein Versprechen. Die Rückkehr der „Brownies“ in den musikalischen Heimathafen weckt die Sehnsucht nach den goldenen Anfangsjahren – einer Zeit bevor synthetische Loops und R&B-Grooves den New-Country neu definierten. Um diesem Versprechen gerecht zu werden, hat der umtriebige Bandleader mit seinem Gefolge keinen Stein auf dem anderen gelassen. Unter dem Label Elektra Records und den findigen Produzentenhänden von Dave Cobb ist eine zehnteilige Songsammlung entstanden, die den Geist der guten alten „Foundation“-Zeit wieder aufleben lässt. „Welcome Home“ ist keine Kurskorrektur, es ist eine 180-Grad-Wende „back to the roots“, die auf dem Opener bereits wörtlich genommen wird.
„Roots“ präsentiert sich stilecht-verwurzelt, ohne dabei den Anspruch an einen melodisch-zeitgemäßen New-Country-Beitrag aufzugeben. Das Piano-Intro garniert mit Jimmy De Martinis Fiddle erzeugt den bandtypischen Stallgeruch, dem ein moderner, eingängiger New-Country-Groove entgegengesetzt wird. Ein wunderbarer Beweis, dass ein Hitkandidat auch ohne fremde Stilleihgaben funktionieren kann. Auf „Real Thing“ wird die musikalische Rolle rückwärts in Richtung Tradition zur Vollendung gebracht. In der Zielkurve darf man sich über ein Pianobreak freuen, das für alle Bandgetreuen einen wohltuend-perlenden „Colder-Weather-Effekt“ hinterlässt.
Nach dem musikalischen Soulfood auf „Long Haul“ entdecken wir die nächste Parallele. Das relaxte „2 Places At 1 Time“ kommt der Hitformel des Nr.1-Standards „Goodbye In Her Eyes“ spürbar nahe, bevor der „Family Table“ mit einem spirituellen Island-Breezer eingedeckt wird. Nach „Toes“, „Knee Deep“, „Jump Right In“ und „Castaway“ findet sich mit dieser einladenden Jam-Session auch auf dem fünften Bandlongplayer ein Sidekick an die warme Jahreszeit wieder. Dass es Zac und seine Guys mit der Rückkehr zu den Wurzeln wirklich ernst meinen, zeigt sich auf der aktuellen Single „My Old Man“. Die leise funkelnde Hymne an die Verantwortung des Vaterseins wirkt in all seiner Bescheidenheit als krasser Gegenpol zu dem poppigen Chartstrass vieler New-Country-Kollegen.
Das textlich simpel strukturierte „Start Over“ bietet einen Showstopper der besonderen Art. Hier wird der Hörer, angetrieben von Daniel de los Reyes Percussion, in eine stimmungsvolle Szenerie zwischen Beach-Bar und Buena Vista Social Club entführt. Das Latin-Flavour wirkt unaufgesetzt und groovy mit ansteckender Zugkraft. Wer sich bisher von dem entspannten Flow hat tragen lassen, könnte auch die Frage nach dem kommenden Singlehit stellen. Das in einen wunderbaren Midtempogroove eingebundene „Your Majesty“ trägt alle Anlagen dazu in sich. Auf „Trying To Drive“ gibt die stimmgewaltige Georgia-Sängerin Aslyn Nash einen kraftvollen Anschub, während Kacey Musgraves den John-Prine-Song „All The Best“ eher zurückhaltend verfeinert.
Im Gegensatz zu den ausufernden Produktionen der letzten Jahre ist die musikalische Heimreise dieses Mal nach 38 Minuten beendet. Wir hören charaktervolles, erdverbundenes Songwriting, an dem Niko Moon und Ben Simonetti aus Zac Browns Sideproject „Sir Rosevelt“ erhebliche Anteile haben. „Welcome Home“ bedeutet Reduktion auf ganzer Linie, mit der sich der musikalische Kreislauf des Oktetts aus Georgia auf wunderbare Weise geschlossen hat.
Top-Tracks: „Roots“, „Family Table“, „Start Over“, „Your Majesty“.
Fazit: Die Zac Brown Band hat auf „Welcome Home“ die Uhren zurückgedreht und sich erfolgreich aus der stilistischen Crossoverfalle befreit. Ein gewagter und gelungener Schritt zurück zu den Wurzeln, der dem ein oder anderen New-Country-Kollegen noch bevorstehen dürfte.
Zac Brown Band – Welcome Home: Das Album
Albumtitel: Welcome Home
Künstler: Zac Brown Band
Erscheinungsdatum: 12. Mai 2017
Label: Elektra
Laufzeit: 38:43 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Country
Bewertung: 4 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste: (Zac Brown Band – Welcome Home)
01. Roots
02. Real Thing
03. Long Haul
04. 2 Places At 1 Time
05. Family Table
06. My Old Man
07. Start Over
08. Your Majesty
09. Trying To Drive
10. All The Best