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Gretchen Wilson: Ready To Get Rowdy

Gretchen Wilson liefert mit "Ready To Get Rowdy" eines der stärksten Alben des Jahres 2017 ab.

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Gretchen Wilson - Ready To Get Rowdy Gretchen Wilson - Ready To Get Rowdy. Bildrechte: Redneck Records

Wir schreiben das Jahr 2005. Ein Jahr bevor das Blondinentrio Underwood, Swift & Lambert auf der Bildfläche erscheint und den weiblichen Country unter sich aufteilen sollte, stand eine hartgesottene Rock-Lady im Mittelpunkt: Gretchen Wilson hatte mit ihrer Debütsingle „Redneck Woman“ reihenweise Preise abgeräumt und binnen weniger Wochen die Spitze der Country-Charts erobert. Mit ihrem kernigen, selbstbewussten Auftreten schüttelte die ehemalige Kellnerin aus Illinois der erstarrten Female-Szene im Handumdrehen den Staub aus den Kleidern. Als Retterin des Genres gefeiert schrieb das von John Rich co-produzierte Album „Here For The Party“ mit fünffacher Platinauszeichnung Geschichte.

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Doch Erfolgsgeschichten lassen sich nicht beliebig wiederholen. Auf dem zügig nachproduzierten zweiten Album „All Jacked Up“ zeigten sich bereits erste Abnutzungserscheinungen. Der Redneck-Style wirkte überstrapaziert und das Publikum wandte sich wieder den ladyliken Interpretinnen zu. Die Herren hatten ihr Terrain zurück und Gretchen Wilson war Anfang 2006 aus den Hitlisten verschwunden.

In den Jahren danach widmete sich die Dame mit der mädchenhaften Rockröhre verstärkt ihrem Privatleben. Es gab vereinzelte Comebackversuche, zuletzt 2013 mit dem Dreifachrelease eines Country, Rock und Weihnachtsalbums. Heute, 13 Jahre nach dem großen Debüterfolg, ist die inzwischen 44-jährige Singer-Songwriterin zurück und sendet mit dem Albumtitel Ready To Get Rowdy Signale aus, die an ihre Glanzzeiten erinnern lassen. „Dieses Album soll das Gefühl vermitteln, dass gute, alte Country-Musik noch nicht verloren ist. In diesen 12 Songs steckt „Gretchen Wilson“ pur. Die „Redneck“ ist wieder da“, so die vielversprechenden Worte der Künstlerin höchstpersönlich. Wie viel musikalische Wahrheit in diesen Worten steckt, gilt es nun herauszufinden.

Und in der Tat bietet „Ready To Get Rowdy“ mehr als bloße Versprechungen. Wir hören ein kraftvolles, musikalisch abwechslungsreiches und stilechtes Countryalbum einer Sängerin, deren Interpretationsweise über die Jahre nichts von ihrer Frische verloren hat. Independent-Produzent Blake Chancey, Insidern aus der Zusammenarbeit mit Waylon Jennings und den Dixie Chicks bekannt, ist es gelungen, Wilsons Redneck-Spirit mit toller Instrumentierung und fetzigen Grooves neu zu beleben.

Schon der Opener „Stacy“, ein herzhafter Countryrocker über ein „crazy girl“ vor dem die Jungs Reißaus nehmen, versprüht das Maß an Verwegenheit, das aktuellen Country-Pop-Hits reihenweise abgeht. Der zweite Song „Salt Mines“ entpuppt sich als wahre Songwritingperle. Eingebettet in einen entspannten Waltz-Rhythm, wird das harte Leben eines Salzbergwerkers geschildet, dessen vom Alltag frustrierte Ehefrau den Gedanken an eine Trennung aufgrund sexueller Abhängigkeit ad acta legt. Diese Art von Real-Life-Poetry ist meilenweit von der sonst so profanen New-Country-Themenwelt entfernt. „Summertime Town“ kann mit seinem harpgestützten Heartland-Flair als Radiosingle voll überzeugen. Es bleibt zu hoffen, dass die Airplaystationen ihre Ignoranz beiseite packen und diesem infektiösen Tune eine Chance geben.

Dass Gretchen Wilson ihre Liebe zum 80er-Jahre-Rock immer noch pflegt, beweist sie auf dem energiegeladen Titelsong, dem mit „Whiskey And My Bible“ eine mit starker Emotion interpretierte Bekennerballade folgt. Kid Rock, Wilsons alter Kumpel aus MuzikMafia-Zeiten, kommt auf dem bluesigen „Bad Feeling“ als Duettpartner gelungen zu Geltung.

Nach dem entspannten Midtempo-Break-Up-Song „Letting Go Of Hanging On“ schaltet Wilson in der zweiten Albumhälfte mit fetter Steelbegleitung in den Country-Modus um. „I Ain’t That Desperate Yet“, der zehenwippende Honkytonker „A Little Loretta“ oder der bluegrassige Scheunenkracher „Big Wood Deck“ beweisen, dass die Dame aus der Kleinstadt Pocahontas ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hat.

Auf der bittersüßen Ballade „Mary Kay und Maybelline“ wird das Wegschminken der Alltagssorgen zur Wahrung des schönen Scheins herausragend interpretiert. Mit dem hitverdächtigen „Hard Earned Money“ liefert Gretchen Wilson einen weiteren Beweis für die befreiende Wirkung eines melodisch überzeugenden Working-Class-Songs ab. Nach 41 Minuten Spielzeit besteht kein Zweifel: Gretchen Wilson hat Wort gehalten. Der Sprung von der „Redneck“ zur „Rowdy“ ist auf ganzer Linie gelungen.

Fazit: Es stimmt schon nachdenklich, wenn in Zeiten nichtssagender Crossover-Produktionen ein charaktervolles, stilechtes und unterhaltsames Countryalbum von weiten Teilen der Szene ignoriert wird. Für uns ein Grund mehr, den Country.de-Lesern „Ready To Get Rowdy“ als eines der Top-Releases des Jahres zu empfehlen.

Gretchen Wilson – Ready To Get Rowdy: Das Album

Gretchen Wilson – Ready To Get Rowdy

Albumtitel: Ready To Get Rowdy
Künstler: Gretchen Wilson
Erscheinungsdatum: 16. Juni 2017
Label: Redneck Records
Format: CD & Digital
Tracks: 12
Genre: Country, Rock
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!

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Trackliste: (Gretchen Wilson – Ready To Get Rowdy)

01. Stacy
02. Salt Mines
03. Summertime Town
04. Rowdy
05. Whiskey And My Bible
06. Bad Feeling
07. Letting Go of Hanging On
08. I Ain’t That Desperate Yet
09. Hard Earned Money
10. Mary Kay & Maybelline
11. A Little Loretta
12. Big Wood Deck

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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