Jason Isbell: Live From The Ryman
Jason Isbell ist als Americana-Künstler und Singer-Songwriter der Mann der Stunde. Nun legt er mit "Live From The Ryman" ein packendes Live-Album vor.
Über sein letztes Album „The Nashville Sound“ schrieb Country.de: „Zusammen mit seiner Band ‚The 400 Unit‘ liefert Jason Isbell wieder ein großes und bedeutendes Americana-Werk ab. Jason Isbell ist und bleibt der unbestrittene Chronist des verstörten und gespaltenen Amerikas. Amerikanischer Klassiker!“ Nun, das Album wurde ein großer Erfolg und Jason Isbell ist bereits selbst auf dem Weg ein amerikanischer Klassiker zu sein. Seine Alben sind erfolgreich, er ist ein gefeierter Live-Musiker und räumte jüngst bei den Americana Awards allerhand Preise ab.
Da war es einfach an der Zeit, nach den drei Erfolgsalben „Southeastern“ (2013), „Something More Than Free (2015)“ und „The Nashville Sound“ (2017) nun ein Live-Album zu veröffentlichen, das die Songs dieser Longplayer-Trilogie als Live-Darbietungen zu Gehör bringt. Aufgenommen wurde das Album während sechs ausverkaufter Konzerte im Ryman Auditorium in Nashville im vergangenen Jahr. Aufgrund der Bedeutung des Hauses für die Populärkultur des Südens eine perfekte Wahl.
Los geht es mit „Hope On The High Road“, dem Song von „The Nashville Sound“, der Isbells neues Leben – nüchtern, Vater geworden und nun bei klarem Verstand – reflektiert. Es folgt 24 Frames und dann Isbells düsteres Meisterwerk „White Man’s World“. Hier erzählt der Sänger von den Privilegien und Vorrechten der weißen Männer und denkt darüber nach, was er tun kann, um die Machtstrukturen zu überwinden und diese Privilegien und Rechte allen Menschen zukommen zu lassen. Er sieht die Chancen dazu durchaus kritisch, aber wird beflügelt durch das Feuer in den Augen seiner Tochter. Einer der schönsten zeitgenössischen Songs zu dieser Problematik überhaupt. Gerade weil er nachdenklich, persönlich und nicht agitatorisch daherkommt. Mit dieser Mischung aus klaren Aussagen zur gesellschaftlichen Situation in den USA – auch eine Live-Version von „Cumberland Gap“, Isbells starkem Song über die Perspektivlosigkeit der Jugend im Süden, ist auf dem Album – und ehrlichen persönlichen und nachdenklichen Songs hat sich der Sänger aus Alabama eine große Fanbase erarbeitet.
Und wenn es einen Moment auf diesem Album gibt, das die Verbundenheit und Verehrung des Publikums für seinen Künstler zeigt, dann ist der während der Performance von „Cove Me Up“. Der mittlerweile ebenfalls als Klassiker geltende Song über die große ewige Liebe zu seiner Frau Amanda Shires wird begleitet von Verzückung, Jubel und spontanen Szenenapplaus. Da ist einer durch die Liebe gerettet worden und scheut sich nicht, dies preiszugeben. Die Fans fühlen mit und honorieren sowohl seine Ehrlichkeit als auch, dass er es geschafft hat. Gleichzeitig schraubt sich Isbell durch die Interaktion mit den Zuhörern in ganz große Form. Vielleicht der schönste Track überhaupt auf dem Album.
Wunderschön wird es auch, wenn Amanda Shires beim ebenfalls langsamen „Flagship“ mit Geigenspiel Isbells Gesang umspielt. Und so gelingt Isbell in seinen Konzerten beides: Mit druckvollem Rock die Stimmung anzuheizen und mit langsamen Alternative Country-Balladen das Publikum zum Nachdenken oder zum Träumen zu bewegen.
Fazit: Ein bemerkenswertes Album, das nicht mehr und weniger als einen Künstler auf einem ersten Zenit seines Schaffens zeigt. Jason Isbell ist eine amerikanische Hoffnung!
Jason Isbell – Live From The Ryman: Das Album
Titel: Live From The Ryman
Künstler: Jason Isbell
Veröffentlichungstermin: 19. Oktober 2018
Label: Thirty Tigers, Southeastern Records
Vertrieb: Alive
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 58:44 Min.
Tracks: 13
Genre: Americana, Alternative Country
Trackliste: (Live From The Ryman)
01. Hope The High Road
02. 24 Frames
03. White Man’s World
04. Flagship
05. Cumberland Gap
06. Something More Than Free
07. The Life You Chose
08. Elephant
09. Flying Over Water
10. Last of My Kind
11. Cover Me Up
12. Super 8
13. If We Were Vampires