Bruce Springsteen: Western Stars
Keine Sekunde Langeweile: Bruce Springsteen hat mit "Western Stars" ein großartiges Album am Start.
Einen gewissen Hang zu Country & Folk konnte man Bruce Springsteen nie absprechen, man denke nur an die „Pete Seeger Sessions“. Wie viele Größen des Rockgeschäfts läßt auch er sich mitreißen von dieser ur-amerikanischen Musik. Jetzt – mit seinem neuen Album Western Stars, geht der Junge aus New Jersey wieder einen Schritt nach vorn. Schon das Cover der CD zeigt ein wildes Pferd, große Kakteen in der Wildnis und einen Sänger mit Cowboyhut. Wenn da nicht Assoziationen heraufbeschworen werden und Bilder im Kopf entstehen…
Neben aller Romantik, die die Fotos im Booklet versprühen, Bilder von Weite, ausgetrockneten Wegen, immer wieder Kakteen und einen „behüteten“ Sänger im Gegenlicht der untergehenden Sonne, bewegt sich Springsteen doch nicht so weit aus seiner Komfortzone heraus, wie man es möglicherweise vermuten könnte. Musikalische Parallelen finden sich entlang des zurückgelegten Weges des Künstlers immer wieder. Hier sind sie noch einmal gebündelt. Zurück zu seinen Solo-Alben. Inspirationen entnahm sich Springsteen nach eigener Aussage dem Folk und Westcoast Pop der 1960er und 70er Jahre. Vieles erinnert an den frühen Glen-Campbell-Sound, auch an Roy Orbison oder Scott Walker.
„Western Stars“ wirkt sehr zurückgenommen, relaxt. Kein Stadionrock oder jaulende Gitarren, keine krachenden Rockhymnen oder eingängige Mitsing-Chöre. Dafür akustische Gitarren, Banjo, Pedal Seel und viele Streicher, so dass es manchmal fast schon kitschig anmutet (z.B. „Western Stars“). Die Songs sind von aller Aufgeregtheit, von allgegenwärtiger Hektik und großer Politik befreit. Stattdessen zeichnet Springsteen Bilder von persönlichen Geschichten, von Schicksalen, von gescheiterten Liebesbeziehungen. Er singt von Gestrauchelten, die sich mit dem Scheitern, der Einsamkeit und ihrem tristen Leben arrangiert haben, und die auch heute noch manchmal von der „besseren“ Vergangenheit, dem verblassten Ruhm früherer Tage träumen. Viele der besungenen Menschen fühlen sich einsam, isoliert und vergessen.
„Es ist ein Album mit Songs voller Charakterstudien und üppigen, cineastischen Orchester-Arrangements. Eine wahre Schatztruhe“, sagte Springsteen dem „Rolling Stone“. Es offenbart einen Blick in die Seele Amerikas. Das ist es auch, was man dem Songschreiber Springsteen nie absprechen kann. Immer schon besang er das, was die Leute im „Schatten“ bewegte, beobachtete genau, hatte mehr als einmal den Daumen in der Wunde, da wo es wehtat.
Fazit: In wenigen Monaten wird Bruce Springsteen 70. „Western Stars“ ist sein 19.Studioalbum, und das erste seit „High Hopes“ (2014). Die 13 neuen Songs zeigen eine weitere spannende Facette des Singer & Songwriters. Viele der neuen Songs erinnern an einen Soundtrack zwischen Americana, Country und orchestralen Pop, zu dem Bilder von wilden Pferden, Cowboys, von Weite, von Freiheit und schier unendlichen kargen Landschaften ablaufen. „Western Stars“ ist sehr relaxt, kurzweilig, musikalisch umwerfend und vielleicht das beste Album seiner Karriere. Unbedingt reinhören!
Anspieltipps: „Tucson Train“, „Sleepy Joe’s Cafe“ und „Hello Sunshine“
Bruce Springsteen – Western Stars: Das Album
Titel: Western Stars
Künstler: Bruce Springsteen
Veröffentlichungstermin: 14. Juni 2019
Label: Columbia Records
Vertrieb: Sony Music
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 50:36 Min.
Tracks: 13
Genre: Country, Folk, Westcoast Pop
Trackliste: (Western Stars)
01. Hitch Hikin‘
02. The Wayfarer
03. Tucson Train
04. Western Stars
05. Sleepy Joe’s Café
06. Drive Fast (The Stuntman)
07. Chasin‘ Wild Horses
08. Sundown
09. Somewhere North of Nashville
10. Stones
11. There Goes My Miracle
12. Hello Sunshine
13. Moonlight Motel