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The Times They Are A-Changin‘

Country & Americana-Musiker werden zu singenden Aktivisten für die Überwindung der Spaltung im Land. Mit einem Bob Dylan-Klassiker gegen die Blockade des Wandels.

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Bob Dylan Bob Dylan. Bildrechte: Sony Music, William Claxton

Die US-Gesellschaft ist polarisiert und gespalten wie schon lange nicht mehr. Die ewigen Wahlbetrugsvorwürfe von Donald Trump, der Sturm aufs Kapitol und die Abgeordneten der Republikaner, die dem Mob beim Angriff geholfen und/oder wahnwitzigen Verschwörungstheorien anhängen, zeigen, wie gleichzeitig bizarr und real und groß die Gefahren für die US-Demokratie derzeit und wahrscheinlich auch zukünftig sind.

Garth Brooks setzt ein Zeichen

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Umso wichtiger war das Zeichen zu bewerten, das Garth Brooks setzte, als der Countrymusiker und bekennende Republikaner bei der Amtseinführung des Demokraten Joe Biden den alten schwarzen Gospel „Amazing Grace“ sang. Dass einige ganz besonders Rechte danach in den „Sozialen Medien“ gegen ihn hetzten, konnte man voraussehen. Hier konnte es nur darum gehen, besonnenen Republikanern eine Stütze zu sein und sich gegen die politisch-kulturelle Spaltung zu wehren. Brooks sagte zu seinem Auftritt: „Dies ist kein politisches Statement, sondern ein Statement der Einigkeit.“

Die Inaugurationsfeier sollte zeigen: Amerika ist einig und vielfältig. Ob italienisch-stämmig (Lady Gaga), Latina (Jennifer Lopez), afroamerikanisch (Amanda Gorman) oder weiß-angelsächisch-protestantisch (Garth Brooks) – das alles ist Amerika und hat dort seinen Platz.

Bereits nach der Wahl Bidens hatten prominente Countrymusiker direkt auf den Wahlausgang reagiert. Während Kacey Musgraves sich über den Sieg von Biden und Kamal Harris freute, hoben Martina McBride und die Brothers Osborne hervor, dass nun endlich wieder Zeit für eine Einigung Amerikas sei. Wieder andere wie Bobby Jones, Margo Price oder Natalie Maines von den „Chicks“ unterstrichen ihre Anerkennung von Bidens Wahlsieg durch entsprechende Posts in den einschlägigen Kanälen.

Countrymusiker für die Einigkeit des Landes

Die Countryszene, die sich in den Jahren unter Trump kaum mit politischen Statements zu Wort meldete und als eher konservativ gilt, hat sich nun den Kampf um die Einigkeit Amerikas auf die Fahnen geschrieben: Tim McGraw und Tyler Hubbard von „Florida Georgia Line“ versuchen die Kluft zwischen links und rechts mit ihrem Song „Undivided“ zu überbrücken und Mitch Rossell hat kürzlich mit der Klavierballade „2020“ einen Charterfolg gelandet. Und Rory Feek veröffentlichte eine Version von Bob Dylans Klassiker The Times They Are A-Changin‘, die daran erinnern soll, dass Veränderungen einfach dazugehören und alle mitreißen können und dass in Zeiten der Veränderung die Suche nach Wahrheit und Bedeutung uns alle betrifft. Eine mehr oder weniger direkte Botschaft, den Wandel der Gesellschaft nicht mit Gewalt blockieren zu sollen.

Im Gegensatz zum Country-Business hatte sich die Americana-Szene in den vier Jahren Trump merklich politisiert. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Steve Earle, Jason Isbell oder Ryan Bingham, die stets sozial- oder gesellschaftskritische Motive in ihren Songs behandeln, sondern auch Acts wie The Avett Brothers, Eilen Jewell oder Mary Chapin Carpenter haben Songs geschrieben, die Amerika, Trump oder seine Parteigänger kritisch hinterfragen.

Americana: Mit einem Dylan-Klassiker gegen Hass und Blockade

Amerika ist im Wandel und daher ist Dylans Klassiker „The Times They Are A-Changin'“scheinbar das Lied der Stunde. Nachdem es zu Zeiten des Wahlkampfes schon von Altmeister Neil Young neu intoniert wurde, hat sich nun neben Feek auch eine illustre Americana-All-Star-Truppe Dylans frühem Meisterwerk angenommen. Die legendäre Nitty Gritty Dirt Band, deren Verdienst es war 1972, als die Nation ähnlich gespalten war, für ihr Album „Will The Circle Be Unbroken“ die alte Country und Bluesgrass-Musikergeneration mit der jungen Rockmusikergeneration zusammengebracht zu haben, heuerte für die Neueinspielung Rosanne Cash, Jason Isbell, das afroamerikanische Soul, Folk und Gospel-Duo The War and Treaty sowie SteveEarle an. Auch damit soll ein Zeichen für Einigkeit und gegen Hass und Blockade des gesellschaftlichen Wandels gesetzt werden. Veröffentlicht wird das Stück am 8. Februar digital auf allen einschlägigen Plattformen.

Amerika ist im Wandel, Amerika ist gespalten und Amerika ist latent vom Aufruhr bedroht. Viele Country- und Americana-Musiker setzen ein Zeichen: Der Streit um den richtigen Weg in die Zukunft des Landes kann nicht durch Gewalt und Hass ausgetragen werden, sondern muss durch politische Auseinandersetzungen auf der Basis von gegenseitiger Achtung in einem einigen Amerika aufgelöst werden.

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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