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Wagon Wheel: Bob Dylan & Ketch Secor

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„You Ain’t Goin‘ Nowhere“ oder auch „I Shall Be Released“ sind Bob Dylan-Klassiker, die auch jede veritable Country-Band heutzutage im Repertoire hat, sind die Songs doch schließlich in Dylans Country-Periode Ende der 1960er Jahre entstanden. An „Make You Feel My Love“ vom Dylan-Comeback-Album „Time Out Of Mind“ aus dem Jahre 1997 haben sich auch bereits einige versucht, u.a. Country-Superstar Garth Brooks, der damit einen Nummer 1-Hit hatte.

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Dies unterstreicht, wie Dylans Einfluss als Songwriter bis tief hinein in die Country-Szene reicht. Ein weiterer Country-Hit, bei dem Dylan als Ko-Autor beteiligt ist, macht derzeit Furore, wobei sowohl Entstehungs- als auch Wirkungsgeschichte so ungewöhnlich sind, dass sie hier erzählt werden sollen.

Entstanden bei Soundtrack-Sessions

Alles beginnt 1972: Bob Dylan, einstmals gefeierter Folk- und Rockmusikstar, ist künstlerisch scheinbar nicht auf der Höhe. Nach seinem Schwenk zum Country-Rock Ende der 1960er hat er in den Siebzigern bislang mit „Self Porträt“ und „New Morning“ zwei Alben veröffentlicht, die unisono als „mittelmäßig“ bis „recht gefällig“ kritisiert werden. Hat er seinen künstlerischen Kompass vor lauter Familienidyll – er war zuletzt 1966 on Tour und 1969 in Concert – verloren?

Irgendwie kommt ihm da das Angebot recht, in ein Filmprojekt einzusteigen. Sein Freund Kris Kristofferson spielt die Hauptrolle in Sam Peckinpahs Western-Epos „Pat Garret & Billy The Kid“. Der rauhbeinige Regisseur und der scheue Dylan können nur wenig miteinander anfangen. Dylan spielt die Figur Alias, einen Kumpan von Billy, tritt aber am Ende nur in wenigen Szenen auf, da sich sein Schauspieltalent dann letztlich doch in Grenzen hält. Unvergessen bleibt jedoch die Szene, als Dylan/Alias die Bohnenvariationen aus dem Regal vorliest: Bohnen mit Speck, Speck mit Bohnen, Bohnen, Bohnen mit Speck … und so weiter.

Ganz anders beim Soundtrack. Hier hat Dylan freie Hand und hier entfaltet er endlich wieder einmal seine Genialität. Nach den anstrengenden und nicht so richtig gut gelaufenen Filmaufnahmen in Mexico, geht er am 20. Januar 1973 mit Drummer Jim Keltner, Byrds-Frontmann Roger McGuinn und dem Bassist Terry Paul ins Studio. Hier ist Dylan ganz in seinem Element. Es entsteht das Titelstück Billy, von dem vier Versionen auf das Soundtrack-Album kommen. Dazu ein paar hübsche, stimmungsvolle Instrumentals und schließlich der Mega-Kracher und Comeback-Song „Knockin‘ On Heaven’s Door“. Nicht mit auf die Platte, aber auf einige Bootlegs kommt ein Songfragment namens „Rock Me Mama“, das nur aus Melodie und Refrain besteht.

Vervollständigt von Ketch Secor von Old Crow Medicine Show

Dies hätte auf ewig nur absoluten Dylan-Insidern bekannt bleiben können, wenn nicht der Neuntklässler Critter Fuqua auf Urlaubstrip in London ein Bootleg der „Pat Garrett-Sessions“ erstanden hätte. Er spielte es seinem Schul- und Bandkollegen Ketch Secor vor und der ergänzte ohne Scheu vor dem großen Songwriterkollegen „Rock Me Mama“ um fehlende Textzeilen und „Wagon Wheel“ war geboren.

Fortan gehörte es zum Live-Repertoire der Old Crow Medicine Show um Sketch und Critter. Doch als sie es 2001 auf der „Troubles Up and Down the Road“ veröffentlichen wollen, müssen sie die Genehmigung beim Altmeister einholen. Fortan lauten die Credits für den Songs offiziell auf Dylan/Secor.

„Wagon Wheel“ erzählt die Geschichte einer Reise per Anhalter von Neu-England über Virginia nach North-Carolina. Der Protagonist reist seiner Auserwählten hinterher, die er in Raleigh, North Carolina wiederzusehen hofft. Ketch Secor hat die Story übrigens als Autobiographisch bezeichnet.

Oftmals gecovert und dann ein Riesen-Hit für Darius Rucker

Erstmals gecovert wird „Wagon Wheel“ 2005 von dem kanadischen Folk- und Bluesmusiker Matt Andersen, der mit seiner großartigen Stimme dem Song seinen Stempel aufdrückt. Auch die Punkrock-Gruppe „Against Me!“ covert „Wagon Wheel“ aber spielt den Song brav akustisch nach. Die weniger bekannten „Southern Drive“ oder Jeremy McComb spielen den Song ebenso wie die Americana-Helden „Felice Brothers“, die den Song auch bei gemeinsamen Konzerten mit der Medicine Show zum Besten geben. Und auch die britischen Neo-Folkstars „Mumford and Sons“ haben das Stück im Gepäck. Der Song wird äußerst populär und gehört schließlich als massenkompatibler Partykracher ins Repertoire vieler Folk-, Alt. Country und Old Time-Gruppen. Den Vogel aber schießt dann Darius Rucker ab. Der aktuell einzige schwarze Country-Superstar spielt den Song in der Grand Ole Opry live mit der Medicine-Show und ist so begeistert, dass er ihn kurzerhand selber aufnimmt. Mit dabei im Studio: Lady Antebellum! Es wird ein Mega-Hit und eine Hot Country-Songs Nr. 1. Für Darius Rucker gleichermaßen wie für Ketch Secor und Mr. Bob Dylan!

Das Geheimnis des Erfolges?

Wenn Songs so einschlagen wie „Wagon Wheel“ dann kommen einige Faktoren zusammen: Wagon Wheel hat eine eingängige Melodie, man kann den Song schnell mitsingen. Obwohl die Story nicht so richtig witzig ist, kommt durch die fröhliche Melodie sowie Arrangement und Instrumentierung beim Hörer schnell eine ausgelassene Stimmung auf. Ein Song, bei dem man sich gut fühlt. Auch und gerade wegen des Textes. Die Geschichte des jungen Mannes, der seiner Geliebten quer durch den Südosten – der Heimat von Folk, Blues, Country und Bluegrass – folgt, und der selber in einer String Band spielt, scheint den Nerv der Generationen zu treffen, die in der Folge der Renaissance dieser Musik seit Anfang des Jahrtausends, alte handgemachte Musik wieder entdeckt haben. Und damit eine Geschichte sich wieder angeeignet haben, wie vor Ihnen zuletzt eben die Generation eines Bob Dylan. Und daher stimmt einen der Fakt des Hitsongs für Darius Rucker so hoffnungsvoll.

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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