Dwight Yoakam: Blame The Vain
„Blame The Vain“ heißt das brandaktuelle Werk des Stars aus Südkalifornien – es ist, einige Greatest Hits-Kopplungen mitgezählt, sein 18. Album insgesamt und in vielerlei Hinsicht sein stärkstes seit dem legendären Debüt von 1986: Guitars, Cadillacs, Etc., Etc.
Nach einer Besinnungspause zeigte die Formkurve mit dem 2003er Comeback „Population Me“ bereits deutlich nach oben, spätestens auf „Blame The Vain“ aber präsentiert sich Dwight Yoakam endgültig revitalisiert wie nach einer wundersamen Frischzellenkur: eine willkommene Rückkehr zu alter Klasse mit 12 inspirierten Eigenkompositionen, geprägt von all der Erfahrung der zurückliegenden Jahre, interpretiert mit der lodernden Leidenschaft der Frühwerke.
Dwight Yoakams Country Music anno 2005 rockt, rollt und twangt nach Herzenslust, der Spaß der Musiker im Studio spiegelt sich direkt über den Silberling in die Ohren der Fans. Formal fällt auf, dass der Name Pete Anderson fehlt. Auf sage und schreibe allen anderen Veröffentlichungen zuvor galt Anderson als der gar nicht so heimliche Macher im Hintergrund, war Produzent, Bandleader und Gitarrist in Personalunion.
Auf „Blame The Vain“ hat Yoakam zum ersten Mal selber produziert, sich endlich wieder auf der akustischen Rhythmusgitarre begleitet, um ein authentischeres Timing zu erzielen, und mit einer eher überschaubaren, kleinen Band gearbeitet: Singer & Songwriter-Kollege Keith Gattis an den elektrischen Gitarren, ex-Brave Combo (auch Jack Ingram, High Or Hellwater, Jonny Kaplan) Mitch Marine am Schlagzeug, dazu die ehemaligen Yoakam-Anderson-Begleiter Skip Edwards (Keyboards, Pedal Steel) und Taras Prodaniuk (Bass), der gerade länger mit Lucinda Williams auf Tour war. Vereinzelte Gastrollen wurden an Topsessionleute wie Gitarrist Jerry McGee (Ventures, Kris Kristofferson, John Mayall, Gene Clark), Luxus-Percussionistin Bobbye Hall, Nashville-Basser Dave Roe (Johnny Cash) und die Backgroundsänger Jonathan Clark und Timothy B.Schmit (Poco, Eagles) vergeben.
Fazit: Vom eröffnenden, Gitarren getriebenen Titelsong bis zum herrlich schnulzigen Finale mit „The Last Heart In Line“ bietet Dwight Yoakam einen begeisternden Querschnitt durch die vielschichtigen Spielarten der Country Music, erweist dabei einem Roy Orbison „Just Passin‘ Time“ genauso die Ehre wie Elvis Presley „When I First Came Here“, Hank Williams „Lucky That Way“, Johnny Cash „I’ll Pretend“ und selbstverständlich Buck Owens „I Wanna Love Again“, flirtet mit Country Rock-Motiven, Honky Tonk und Rockabilly, Elementen von Southern Rock und Rock’n’Roll. Wie ein roter Leitfaden durchzieht seine Texte das Themenbündel Romantik, Sehnsucht, verlorener Liebe und gebrochenen Herzen. Und niemand sonst verkörpert diese „Cry-In-Your-Beer“-Masche so nachhaltig.
Trackliste:
01. Blame The Vain |