Steve Earle: I’ll Never Get Out Of This World Alive
Alt.Country-Heroe Steve Earle hat ein neues Album vorgelegt. Und was für eines: „I’ll Never Get Out Of This World Alive“ – benannt nach dem legendären Hank Williams-Song – ist das schönste Album Earles seit langem und ein weiterer Meilenstein des Americana. Mit an Bord sind eine starke Musikantenschar und Produzentenlegende T-Bone Burnett.
Schon der Auftakt ist bestechend. „Waiting For The Sky“ ist ein grandios rumpelnd-scheppernder, flotter Einstiegstrack. „Little Emperor“ zeigt dann erstmal ein wichtiges Kennzeichen dieses Albums. Wie schon bei „The Mountain“ kombiniert Earle hier Country-Roots-Rock mit Bluegrass- und Irish-Folk-Elementen. Garant für die gelungene Verbindung ist neben T-Bone Burnett und dessen versierte „Hausband“ um Pedal Steel-Könner Greg Leisz vor allem die junge und talentierte Fiddlerin Sara Watkins.
Doch Earle hat auch auf diesem Album etwas zu erzählen. „Gulf Of Mexico“ beispielsweise erzählt mittels einer schwermütigen Ballade mit irischen Anklängen die Geschichte einer Ölarbeiter-Familie. Nach der uralt irisch klingenden Weise Molly-O folgt mit „God is God“ Steve Earls Selbstreflektion zu diesem Thema. Geschrieben hatte er es eigentlich für Joan Baez für ihr von ihm produziertes Album „Day After Tomorrow“. Dass er es jetzt auf seinem eigenen Tonträger mitnimmt, zeigt, wie wichtig ihm das Lied ist. Ein Song, der sicher einer seiner Standards werden wird.
Und dieses Werk hat keinen Ausfall. Steht „Every Part Of Me“ scheinbar unter dem Motto „Rauhe Stimme meets süße Worte“, sind die beiden Abschlusstracks nur mit dem Prädikat „Besonders Wertvoll“ zu bezeichnen. „I Am A Wanderer“ ist eine wunderschönes Steel-Guitar getriebene Ballade, „This City“ eine weitere, starke Hommage an New Orleans, das durch „Katrina“ und deren zerstörerischen Folgen schwer getroffen wurde. „This City won’t wash away, this City won’t never drown“ singt Earle voller Überzeugung. Musikalisch gewinnt das Stück seine Wirkung aus der Kombination der Folkmelodie mit Allen Toussaints New Orleans-Bläsersätzen.
Fazit: Schien Earle seniors Stern neben Sohnemann Justin Townes zuletzt etwas zu verblassen, zeigt Vater Steve hier endlich wieder einmal mit einem klasse Album, warum er vielerorts als die männliche Gallionsfigur des Americana-Genres bezeichnet wird. Eine Platte, die sich in den Kanon großer Country- und Americana-Werke nahtlos einreiht.
Trackliste:
01. Waitin’ On The Sky |