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Die „Nachtigall des Country“ kommt nach Deutschland

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Sie ist eine amerikanische Musiklegende. Zusammen mit Gram Parsons begann Emmylou Harris Anfang der 70er Jahre ihre Karriere. Arbeitete später u.a. mit Bob Dylan zusammen und wurde in den 70er und 80er Jahren zur unbestrittenen Country-Queen. Dann Mitte der 90er die Hinwendung zu Americana und Weltmusik. Nun kommt Sie ab 5. Juni mit ihrer neuen Platte „Hard Bargain“ im Gepäck zu drei Konzerten (München, Frankfurt, Berlin) nach Deutschland. Country.de-Redakteur Thomas Waldherr hat mit Ihr gesprochen und zeichnet ihren einmaligen Karriereweg nach.

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Als die 23-jährige Emmylou Harris 1970 ihr erstes Soloalbum „Gliding Bird“ vorlegte und darauf förmlich sitzen blieb war nicht unbedingt zu erwarten, dass Sie gerade eine der größten Musikerkarrieren der Country- und Americanamusik gestartet hatte.

Begegnung mit Gram Parsons

Die 1947 geborene Offizierstochter kam Ende der 60er Jahre nach New York und tauchte dort mit ihrer Gitarre in die Clubszene ein. Nach dem ihr Erstling gefloppt war und sie sich von dem Songwriter Tom Slocum getrennt hatte, kehrte sie wieder zu ihren Eltern nach Washington zurück. Über den ehemaligen Byrds-Gitarristen Chris Hillman lernte sie dann 1971 Gram Parsons kennen. Eine schicksalhafte Begegnung und der Auftakt für eine ganz große Karriere im Musikbusiness.

Nur zwei Jahre, 1972 und 1973 arbeiteten die beiden zusammen. Doch es entstanden stilbildende Werke und für Emmylou eine andauernde musikalische Prägung. Mit den zwei Alben „G.P.“ und „Grievious Angel“ sowie einer gemeinsamen kurzen Tournee waren Sie das Traumpaar des aufkommenden Country-Rocks. In ihrem jüngsten Werk, „Hard Bargain“ kommt sie mit dem Song „The Road“ nochmals auf diese Zeit zurück: „Ich hatte nicht geplant, solch einen Song zu schreiben“, gesteht sie. „Es entstand diese Melodie an der Gitarre und so entwickelte es sich. Ich bin dankbar, auf diese kurze Zeit mit Gram, der so wichtig für mich war und ist, zurückblicken zu dürfen.“

Nach Parsons Tod veröffentlicht sie ihr zweites Solo-Album. Doch auch das 1975 erschienene „Pieces Of The Sky“ will nicht so recht einschlagen. Zwei Songs bleiben in Erinnerung: Ihr selbstgeschriebenes Stück über Gram Parsons, „From Boulder To Birmingham“, sowie die Single-Auskopplung „If I Could Only Win Your Love“, die einen Top Ten-Platz erreichte. Im selben Jahr arbeitet Sie mit Bob Dylan bei dessen Album „Desire“ zusammen. Ihr klarer Gesang ergänzt sehr gut das nasale Organ des Songpoeten und wird zu einem der Markenzeichen des legendären Albums. „Mit ihm zusammenzuarbeiten war speziell. Während der Aufnahmen zu „Desire“ wurde nie darüber gesprochen, was jetzt zu tun ist, oder was später noch gemacht werden muss. Es ging einfach immer drauf los“, erinnert sich Emmylou heute an die Zusammenarbeit mit der Musikikone.

Country-Sängerin

1976-79 nimmt Sie drei Soloalben auf, die ihre Enzwicklung zu einer gereiften Country-Singer-.Songwriterin beschreiben: „Elite Hotel“, „Luxury Liner“ und „Blue Kentucky Girl“. Auf letzterem ist der Schritt vollzogen, Emmylou ist voll im Country angekommen. Mit „Roses In The Snow“ erscheint dann das Album, das wirklich einen Meilenstein in ihrer Karriere darstellt und bis heute von vielen als Ihr bestes bezeichnet wird. Ihr Gebrauch des musikalischen Idioms der Appalachen bringt ihr den Titel „Bluegrass-Queen“ ein.
Emmylou Harris geht diesen Weg als Country- und Bluegras-Queen erfolgreich weiter. Sie veröffentlicht Solo-Alben, gibt begeisternde Live-Konzerte und wird gefragte Duettpartnerin u.a. für Größen wie Johnny Cash, Roy Orbison, Neil Young und Willie Nelson.

Emmylou Harris

Doch irgendwann spürt Emmylou ein Unbehagen mit der aktuellen Countrymusik. „Ich habe mich nicht von der Countrymusik entfernt, die Countrymusik hat mich verlassen. In den 80er Jahren habe ich die Lust an Country verloren, ich war genervt vom Country-Radio“, erläutert sie diese Phase, die schließlich ihre Vollendung im 1995 von Daniel Lanois produzierten Album Wrecking Ball findet. Der kanadische Soundkünstler, der u.a. Platten von U2 und Bob Dylan seinen Klangstempel aufdrückte, führt die Sängerin zu langsameren, teils sphärischen Melodien. Die Abwendung vom Mainstream-Country und die Zusammenarbeit mit Lanois beschreibt sie lachend mit den Worten „Es war, wie in die Wildnis zu gehen – eine große Freude!“.

Schwenk zum Americana

Die Alben „Red Dirt Girl“(2000), „Stumble Into Grace“ (2003) und „All Intended To Be“ (2008) sowie die Kollaborationen mit Steve Earle oder Jack White verdeutlichen danach ihre Hinwendung zum Americana, deren weibliche Galionsfigur sie heute ist. Mit dem früheren Dire Straits-Frontmann Mark Knopfler veröffentlicht sie 2006 mit „All The Roadrunning“ gar ein Duett-Album. Der Country-affine Knopfler und die Americana-Sirene Harris legen ein bemerkenswertes Album vor, das sicherlich ohne zu übertreiben, auch ein Vorbild für die Grammy-überschüttete Zusammenarbeit der aktuellen Bluegrass-Queen Alison Krauss mit dem Led Zeppelin-Legende Robert Plant war.

In den letzten Jahren wirkt Emmylou Harris immer souveräner, scheint noch mehr als ohnehin in sich zu ruhen und vergisst trotz aller Kritik ihre Wurzeln nicht. So wird sie 2008 in die „Country Music Hall Of Fame“ aufgenommen und ist bis heute Mitglied der Grand Ole Opry geblieben.

Neues Album, neue Tour

Mit ihrem neuen Album „Hard Bargain“ kommt sie nun für drei Konzerte nach Deutschland. Will man ihr neuestes Werk charakterisieren, so fallen vor allem die Tempowechsel, die abwechslungsreiche Melodiösität und die wieder weniger komplex gehaltenen Songstrukturen und Arrangements auf. Mit einer kleinen Besetzung hat sie die 13 Songs eingespielt. Neben dem bereits erwähnten „The Road“ und der traurigen Ode „Darling Kate“ an die verstorbene Freundin Kate McCarrigle ist vor allem der Song „Emmet Till“ hervorzuheben. Die Geschichte des Teenagers aus Chicago, der zu Besuch im Süden weilt und gelyncht wird, weil er aus Übermut einer weißen Frau hinterherpfeift, ist bereits vom jungen Bob Dylan in „The Ballad Of Emmett Till“ musikalisch erzählt worden.

„Ich hatte noch nie von der Geschichte Emmett Tills gehört, bevor ich ein Teenager in den sechziger Jahren war. Ich wollte die Geschichte aus einer neuen Perspektive – aus der des Jungen – erzählen. Den Song von Bob Dylan über Emmett Till habe ich mir vorher gar nicht angehört“, beantwortet sie die Frage nach dem neuen Song über diese alte, traurige Geschichte.

Seit „Red Dirt Girl“ schreibt Sie verstärkt ihre eigenen Songs, „Hard Bargain“ ist gefüllt mit guten Beispielen. Sie selber sieht das nüchtern und bescheiden: „Es ist meine Aufgabe, Songs zu schreiben um genug neues Material für eine Platte zu haben, so ist es halt.“

Und so können wir uns auf die Konzerte einer großen Künstlerin freuen, die trotz ihres Legendenstatus nie divenhaft, sondern immer mitten im Leben, sowie freundlich und höflich gegenüber jedermann geblieben ist. Und man darf gespannt auf die Zukunft sein: Denn im Gespräch verriet sie auch zu guter Letzt noch, dass sie die Jahrzehnte alten Pläne für ein bestimmtes Album endlich in die Tat umsetzen wolle. Diese Frau kennt keinen Stillstand.

Sonntag, den 05.06.2011, München in der Philharmonie
Montag, den 06.06.2011, Frankfurt in der Jahrhunderthalle
Mittwoch, den 08.06.2011, Berlin im Admiralspalast

   
Hard Bargain
CD: „Hard Bargain“
Veröffentlicht: 2011
Label: Nonesuch (Warner)

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Trackliste:

01. The Road
02. Home Sweet Home
03. My Name Is Emmett Till
04. Goodnight Old World
05. New Orleans
06. Big Black Dog
07. Lonely Girl
08. Hard Bargain
09. Six White Cadillacs
10. The Ship On His Arm
11. Darlin‘ Kate
12. Nobody
13. Cross Yourself

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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