Johnny Cash: Bootleg Vol. 4 – The Soul Of Truth
Da ist er also, der vierte Teil der Bootleg-Serie. Und soviel sei vorweg gesagt; diese Doppel-CD ist soundmäßig (natürlich) die beste dieser Serie bisher. Und noch eine Bemerkung vorweg, für alle, die den Boom-Chicka-Boom Sound lieben: kaufen, kaufen, kaufen!
Jetzt kann sich jeder, der mich kennt, lebhaft vorstellen, wie diese Rezension verlaufen wird. Und ja, ich kann meine Begeisterung nicht verbergen. 51 Songs enthält diese CD. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1975 bis 1982. Viele dieser Aufnahmen sind nicht unbekannt. Aber es sind schon unveröffentlichte Schätze dabei. Die komplette Doppel-LP „A Believer Sings The Truth“ von 1979 ist vertreten. Diese LP erschien seinerzeit auf dem kleinen kanadischen Label Cachet. Columbia wollte diese LP nicht herausbringen. Es war eine aufwändige (und wie ich finde, sehr gute) Gospel-LP. Das ist auch das Thema dieser Kopplung, die mir jetzt vorliegt. Es sind durch die Bank Songs, die sich mit dem Glauben, der Spiritualität befassen.
Nun kann damit sicher nicht jeder was anfangen. Aber es ist einfach gute Musik, durch die Bank, in perfekter Klangqualität. Die Fans des Man in Black werden nicht zögern, dieses Album zu kaufen. Denn es gibt noch viel mehr als die oben erwähnte LP. Zusätzliche Aufnahmen dieser Sessions, von denen vier Songs auf der LP „I Believe“ von 1984 zu finden waren, sind hier natürlich mit von der Partie. Und ein unveröffentlichter Song findet sich auch mit „Truth“. Zu diesem Song gibt es etwas zu sagen. Es ging das Gerücht um, dass dieser Song als Text ein Gedicht aus der Feder von Muhammad Ali (ja, der Muhammad Ali!) enthalten solle. Das erklärt dann der Booklet Text. Muhammad Ali hat dieses Gedicht lediglich Johnny Cash übergeben, der dann die Musik dazu erdachte. Das Gedicht selbst stammt von Hazrat Inayat Khan, einem Führer der „Universal Sufi“-Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Das war dann auch schon die erste von zwei CDs. Es ist schön, diese Musik nun endlich allen zugänglich zu machen, auf CD. Es gab mal eine Kopplung, auf der diese Songs zu finden waren. Diese CD war aber nur in den USA zu finden. Und da diese Bootleg Serie ja in allen CD-Geschäften zu finden ist, können sich auch die Nicht-Sammler freuen. Und die Sammler finden auf den beiden CDs mindestens 15 unveröffentlichte Songs. Warum „mindestens“? Zwei Songs waren auf CD-Kopplungen in den letzten Jahren erschienen. Macht dann zusammen 17. Plus eine weitere Aufnahme, auf die ich noch eingehen werde.
Auf der zweiten CD finden wir eine LP, die es nie gab. Eigentlich sogar zwei. Die erste davon, die zwölf Songs hätte enthalten sollen, hatte noch nicht mal einen Titel. Aber es wäre eine tolle LP geworden. Man findet einige sehr schöne Songs, die uns an anderer Stelle schon begegnet sind, wie z.B. „Over The Next Hill (We’ll Be Home)“ oder auch „I Was There When It Happened“ und „What On Earth Will You Do (For Heaven’s Sake)“, alle auf der LP „A Believer Sings The Truth“ enthalten. Hier handelt es sich aber um andere, frühere Aufnahmen. Ebenso findet sich eine frühe Version des wunderschönen Duetts mit June Carter Cash, „Far Side Banks Of Jordan“, das erstmals 1977 auf der LP „The Last Gunfighter Ballad“ zu finden war. Auch diese Aufnahme ist eine andere Version.
Das bringt uns zur zweiten unveröffetlichten LP. Diese hätte „Johnny Cash, Gospel Singer“ heißen sollen und war für eine Veröffentlichung auf Priority Records, dem damaligen Gospel Label von Columbia Records, vorgesehen. Diese LP erschien dann später unter dem Titel „Believe In Him“ und wurde von Marty Stuart produziert. Die Songs wurden allerdings in anderer Reihenfolge sortiert seinerzeit. Hier gibt es sie nun in der richtigen Reihenfolge. Das ist nun wirklich keine große Sache, schon gar nicht in heutiger Zeit, wo sich viele Menschen Musik in beliebiger Reihenfolge auf ihren MP3 Player „ziehen“ oder sich eine CD selbst brennen. Allerdings findet man hier und da auch Unterschiede in den Aufnahmen, am deutlichsten bei dem Song „Belshazzar“, wo eine mir bisher unbekannte Passage enthalten ist. Dazu gesellen sich vier bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus diesen Sessions, darunter auch „Gospel Road“, der Titelsong des Kinofilms von Johnny Cash über das Leben Jesu. Der Text ist allerdings auch umgeschrieben.
Fazit: Diese Bootleg Serie macht Spaß! Ich hoffe, man sieht meine Begeisterung nicht als „Spinnerei“ eines Johnny Cash Freaks und Sammlers, sondern als ehrliche Einschätzung der Musik und als Empfehlung dafür, sich einfach schöne Musik des Man in Black ins CD-Regal zu stellen. Mich hat diese Kopplung zurückversetzt in eine Zeit, als es noch keine CDs gab, Johnny Cash noch lebte und das Warten auf das nächste Album das Spannendste war, was es für mich gab. Aber ich bin halt auch verrückt – zum Glück! Danke an Sony Legacy für diese weitere Bootleg-Kopplung! Wann erscheint Vol. 5?
Trackliste: (CD 1)
01. Wings In The Morning |
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Trackliste: (CD 2)
01. Back In The Fold |