Ryan Bingham: Tomorrowland
Nach Grammy, Oscar, Golden Globe und erfolgreicher Konzerttour legt Ryan Bingham nun nach zwei Jahren Pause mit Tomorrowland den Nachfolger von „Junky Star“ vor. Mit dem neuen Album geht Bingham konsequent seinen Weg weiter als ehrlicher und dunkler Gesellschaftschronist des Alternative Country.
Gesellschaftliche Schattenseiten des heutigen Amerika werden von ihm mit tiefster Überzeugung beschrieben und angeprangert. Musikalisch werden seine Werke dabei immer ausladender und gefüllt mit differenzierten, zum Teil elegischen Klangbildern, die das Songschema auch schon mal sprengen.
Die Auftaktstücke „Beg für Broken Legs“ und „Western Shore“ gehorchen beide dieser Vorgabe, ehe Bingham mit „Flower Bomb“ wieder eine seiner bitter-zarten Balladen einflechtet. Nur um dann mit „Guess Who’s Knocking On The Door“ zum harten Country-Blues-Roots-Rock überzugehen. Damit ist der Takt vorgegeben. Harte, rockige Stücke wechseln sich mit langsamen Songs ab, denen der Klagegestus ein verbindendes Element ist.
„Tomorrowland“ ist keine sehr fröhliche oder optimistische Platte geworden. Es ist ein emotionales Album geworden und Wut, Resignation, Anklage und Trauer bestimmen hier die Gefühlswelt. Bingham ist vielleicht der raueste, unversöhnlichste, aber auch hoffnungsloseste Ankläger der aktuellen Situation des amerikanischen Kapitalismus. Denn wo Steve Earle, Ry Cooder oder Tom Morello noch Hoffnungen kennen, noch ironisch oder gar humorvoll sein können, mutet uns Bingham die Ausweglosigkeit zu. „Rising Of The Ghetto“ oder „No Help From God“ sind denn auch durchaus programmatisch zu verstehen.
„Tomorrowland“ hat Bingham selbst produziert und auch beim eigenen Label Axter Bingham Records veröffentlicht. Das Album ist daher sein persönlichstes, aber auch traurigstes Album geworden. Ihm wäre zu wünschen, dass er – trotz der stellenweisen Faszination seiner ausweglosen Lyrik – in seinen Songs auch wieder mal Platz für andere Stimmungen lässt.
Im November ist Bingham am 19. in Köln, am 20. in Hamburg, am 21. in Berlin und am 22. in München zu sehen. „Ich werde diese Songs die nächsten zwei Jahre jede Nacht auf Tour spielen und ich möchte mit ihnen Spaß haben“, sagt Bingham über sein neues Material. Das verspricht sehenswerte Konzertereignisse.
Fazit: Bingham geht konsequent und unbeirrt seinen Weg. Bingham-Fans sollten ihn mit „Tomorrowland“ weiter dabei begleiten.
Trackliste:
01. Beg For Broken Legs |