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Ryan Bingham: American Love Song

Der mit einem Oscar und Grammy ausgezeichnete Sänger & Songschreiber legt nach vier Jahren wieder ein neues Album vor: Eine gelungene Mischung aus autobiographischen Erzählungen und kritischen Statements zur Lage der US-Nation.

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Ryan Bingham - American Love Song Ryan Bingham - American Love Song. Bildrechte: Axster Bingham Records

Seinen absoluten Durchbruch hatte Ryan Bingham im Jahr 2010. Nach den zwei hochgelobten Alben „Mescalito“ und „Roadhouse Sun“ brachte ihm der Song „The Weary Kind“ aus dem Film „Crazy Heart“ u.a. einen Grammy und einen Oscar ein. Doch nach den Erfolgen sollte Bingham, der als Jugendlicher und junger Erwachsener sich im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet herumtrieb, und sich als Rodeo-Reiter durchschlug, ehe er sich ganz der Musik verschrieb, schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Erst starb seine alkoholkranke Mutter, dann nahm sich sein Vater das Leben. Aufgefangen wurde er von seiner Frau Anna Axster und der Suche nach der inneren Seele. Vom Weg aus dem Dunkel, der Liebe zu seiner Frau Anna und den vielfältigen Problemen der US-Gesellschaft erzählt denn auch dieses Album.

Eigene Befindlichkeiten und Blick auf die Gesellschaft

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Musikalisch lässt der von Bingham und Bob Dylans Leadgitarrist Charlie Sexton produzierte Longplayer keine Wünsche offen: Dank seines großen Abwechslungsreichtums – mal Blues-Rock, mal staubiger Wüsten-Rock, dann wieder Folk, Cajun und Countrytöne – bietet er großartiges Americana. Und auch thematisch-textlich vermisst Bingham die innere amerikanische Landkarte wieder einmal neu. Da hält sich der Blick auf die eigenen individuellen Befindlichkeiten mit der Kritik an den aktuellen und strukturellen Problemen in den USA als Songhintergründe die Waage. Das eigene Schicksal zwischen harter Kindheit und Jugend, dem Leben als Musiker „on the road“ und den menschlichen Verlusten auf der einen und der Geborgenheit in der Beziehung mit seiner geliebten Frau Anna auf der anderen Seite sowie das Agieren des US-Präsidenten, das Massaker von Parkland und die gravierende soziale Ungerechtigkeit in den USA, geben das Setting dieses Albums vor.

Abwechslungsreiche Musik und packende Texte

Los geht’s gleich mit treibender Vollstoff-Musik. Kein Wunder, geht es doch in „Jingle and Go“ um seine ersten Versuche als Performer bei Open Mic-Nights im Nirgendwo des Grenzgebiets, als er auf staubigen Straßen reiste, um eine Bühne und Zuhörer zu finden, so wie schon viele vor ihm. „Nothin‘ Holds Me Down“ hält das Tempo hoch, denn es ist nichts anderes als eine Erinnerung an frühere trotzige Kampfansagen an Zweifler, Verhinderer und alle, die verständnislos ob seines Weges reagiert haben, einschließlich seiner Mutter. Auch bei „Pontiac“ schweifen die Gedanken in die Vergangenheit, zu den ersten wilden Jahren, die er mit Anna auf der Straße verbracht hat. Track Nummer vier ist dann das erste langsame Stück auf dem Album. Ein ehrliches, anrührendes Liebeslied an seine Frau.

Mit „Situation Station“ ist Bingham dann im hier und jetzt angekommen. Eines der Lieder, die sich mit der derzeitigen Situation in den USA beschäftigen. Unter anderem singt er da über einen Führer, „der auf dem Rücken der Armen reitet und ihnen Lügen verkauft“. Bei „Wolves“ vermischen sich eigene schmerzhafte Erinnerungen an seine Jugendzeit, als er in Konfrontation mit dem Schul-Schläger geriet, mit seiner Reaktion auf die Ereignisse des Amoklaufs in der Schule von Parkland, dem „March For Our Lives“ und dem Versuch die Integrität der protestierenden Jugendlichen mit Hilfe der Sozialen Medien in Frage zu stellen. Auch bei „Blue“ mischen sich eigene Erfahrungen über die Verarbeitung des Todes seiner Eltern mit der Fragestellung, warum in der US-Gesellschaft es noch immer tabuisiert ist, sich professionelle psychische Hilfe zu suchen.

Gibt es den amerikanischen Traum noch?

„America“ ist dann gleichsam Opus Magnum und Signature Songs des Albums. „Gibt es den amerikanischen Traum überhaupt noch“, fragt Bingham da mit einer ebenso ergreifenden wie traurigen Sehnsucht in der Stimme, in der ein Abschiedsschmerz zu spüren ist. Amerika 2019 gibt ihm wenig Anlass zur Hoffnung. Der Longplayer schließt dann mit einer Hymne an alle starken Frauen, die dieses Amerika hervorgebracht hat, wie Janis Joplin, Aretha Franklin oder seine eigene Mutter.

Fazit: „American Love Song“ ist Binghams stärkstes Album seit „Mescalito“ und „Roadhouse Sun“. Jetzt hat er die innere Reife, seine Emotionen und seine Erinnerungen in packende Songs zu kleiden. Dies paart sich mit seinem Talent, seine Herkunft nicht zu vergessen und die Empathie für die Verlierer des amerikanischen Traums als Antrieb und Inhalt seines Songwriting beizubehalten. So ist ein beeindruckendes, mitreißendes und kurzweiliges Album entstanden. Eigentlich ein Pflichtkauf für jeden Americana-Freund.

Ryan Bingham – American Love Song: Das Album

Ryan Bingham - American Love Song

Titel: American Love Song
Künstler: Ryan Bingham
Veröffentlichungstermin: 15. Februar 2019
Label: Axster Bingham Records – Thirty Tigers
Vertrieb: Alive
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 66:09 Min.
Tracks: 15
Genre: Americana

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Trackliste: (American Love Song)

01. Jingle And Go
02. Nothin‘ Holds Me Down
03. Pontiac
04. Lover Girl
05. Beautiful And Kind
06. Situation Station
07. Got Damn Blues
08. Time For My Mind
09. What Would I’ve Become
10. Wolves
11. Blue
12. Hot House
13. Stones
14. America
15. Blues Lady

Deutschland-Tour 2019

29.04. – Berlin, Heimathafen
01.05. – Köln, Gloria
02.05. – München, Freiheiz

Tickets: Ryan Bingham – Tour 2019

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Über Thomas Waldherr (805 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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