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Florida Georgia Line: Anything Goes

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Den Erfolg von Florida Georgia Line darf man getrost als Phänomen bezeichnen. Mit einer neuartigen Beimischung von hip-hop-angelehnten Party-Tunes wurde das Genre des New Country Mitte 2012 in die nächste Entwicklungsstufe überführt.

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Durch den achtfachen Platinseller „Cruise“ mit seiner infektiösen Power-Hook ist „Bro-Country“ zu einem chartdominierenden Massenphänomen geworden, in dessen Sog Interpreten wie Cole Swindell, Sam Hunt oder Chase Rice an die Oberfläche gespült wurden. Selbst etablierte Künstler wie Joe Nichols oder Billy Currington konnten ihrer Karriere durch diese Stilanlehnung einen neuen Schub verpassen.

Natürlich gibt es aus dem Lager der Countrystilisten Kritik, die immer dann offensichtlich wird, wenn sich eine neuartige Musikmischung unter „falschem Label“ zum Publikumstrend entwickelt. Fakt ist jedoch, dass Tyler Hubbard aus Monroe (Georgia) und Brian Kelley aus Ormond Beach (Florida) ohne jegliche Anbiederung mit ihrem frischen, neuartigen Sound vom Country-Radio förmlich aufgesogen wurden.

Der Mann hinter dem Karrieredurchbruch ist Nickelback-Produzent Joey Moi, unter dessen Händen die Erfolgsgeschichte mit den Folgesingles von „Get Your Shine On“ bis „This Is How We Roll“ lückenlos fortgesetzt werden konnte. Hören wir also rein, welchen Einfluss der nun erschienene zweite Longplayer „Anything Goes“ auf den weiteren Karriereweg nimmt und ob die Stimmen der Country-Kritiker ihre Berechtigung erhalten.

Die in dieser Woche auf Rang 1 der Airplaycharts angelangte Leadsingle „Dirt“ zeigt Florida Georgia Line von einer neuen Seite und tritt den Argumenten der Skeptiker schon mal entschieden entgegen. Kein anderer Song der aktuellen Billboard-Top-20 ist inhaltlich „more countrylike“ als die Hymne über die Erde, aus der alles Leben entsteht und zu der es am Ende wieder zerfällt. Eine großartige, schon fast philosophische Autorenleistung aus der Feder von Rodney Clawson und Chris Tompkins, die melodisch-getragen ohne einen Anflug von Partytune präsentiert wird.

Doch im Rahmen der 12-teiligen Songsequenz bleibt die Intensität der platindekorierten Leadsingle sowohl inhaltlich als auch musikalisch eher die Ausnahme. Nach dem an die alten Hitsingles anknüpfenden, melodisch- infektiösen Bro-Opener „Anything Goes“ folgt mit der neuen Single „Sun Daze“ der Tiefpunkt des Albums. Wir hören einen reggaestylishen Midtempo-Song, der durch einen uninspirierten Whistling-Tune das höchstmögliche Ausmaß an Beliebigkeit erzeugt. Hier bleibt wirklich zu hoffen, dass die Airplaystationen diesem verunglückten Summer-Breezer und damit allen Zuhörern des Countryradios den Weg an die Chartspitze ersparen. Da tut es schon fast gut, dass auf Songs wie „Good, Good“, „Sipping On Fire“ oder dem von Tyler Hubbard cool abgesungenen „Smoke“ die charakteristische FGL-Energie ohne weitere kommerzielle Weichspüler durchschlägt. Überhaupt ist es Hubbard, der mit seiner lässigen bis rowdyhaften Intonierung dem Album einen gewissen Stempel aufdrückt und Songs wie dem innovativen „Smile“ zu einem Memoryeffekt verhilft. Dieser Track zählt mit seinem zirpenden Banjointro zu den Aktivposten und überrascht im Refrain mit einer fernöstlich anmutenden Instrumentierung.

„Angel“ offenbart mit einem Steelintro und einer einprägsamen Hookline sogar leichte Outlawzüge, während auf „Like You Ain’t Even Gone“ die Hip-Hop-Phrasierung erstmals ins aktiv ins Spiel gebracht wird. Dies geschieht wohldosiert, indem die beiden Duopartner auf vordergründige Rapeinlagen verzichten, wie wir sie zuletzt auf den Alben von Thomas Rhett oder Chase Rice vernehmen mussten. Zu den Albumhighlights zählt „Confession“. Dieser melodisch fein abgestimmte Song trägt ein leichtes Folkflavour in sich und dürfte bei einer Auswahl als Radiosingle gute Chancen auf den nächsten Charttopper haben. Nachdem uns Florida Georgia Line mit dem wilden Upbeat „Every Night“ verabschiedet haben, bleibt der Eindruck, dass das erfolgreichste New-Country-Duo der letzten Jahre Szene und Kritikern vereinzelt neue Facetten gezeigt hat, ohne sich dabei vom stilistischen Erfolgsmuster des Vorgängers „Here’s To The Good Times“ allzu weit zu entfernen.

Fazit: Florida Georgia Line werden, so viel scheint sicher, mit „Anything Goes“ ihren Karriereerfolg im Mittelpunkt der New-Countryszene fortsetzen können. Auf dem seriösen Platinerfolg von „Dirt“, dem interessant instrumentierten „Smile“ sowie dem rhythmischen „Confession“ deuten die Jungs an, dass sie auch für eine Karriere jenseits des Bro-Country-Trendes gewappnet sind. Ansonsten wird die Linie des Vorgängeralbums mit einer Reihe partytauglicher Tunes reproduziert, ohne dass es gelingt, aus dem übergroßen Schatten des Megasellers „Cruise“ herauszutreten. Mit ihrer Sicherheitsstrategie werden die Herren Hubbard & Kelley sowohl den Erwartungen der Fans als auch der Kritiker gleichermaßen gerecht.

 
Florida Georgia Line - Anything Goes
 
Künstler / Albumtitel: Florida Georgia Line – Anything Goes
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Republic Nashville, Universal Music 2014)
Bewertung: 3 von 5 möglichen Punkten
 
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Trackliste:

01. Anything Goes
02. Sun Daze
03. Good Good
04. Dirt
05. Smile
06. Sippin‘ On Fire
07. Smoke
08. Bumpin‘ The Night
09. Angel
10. Confession
11. Like You Ain’t Even Gone
12. Every Night

 
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Über Bernd Wenserski (599 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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