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Rhiannon Giddens: Die neue große weibliche Stimme Amerikas

Die Sängerin kommt auf Europa-Tour auch zu zwei Konzerten nach Deutschland

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Rhiannon Giddens Rhiannon Giddens - Bildrechte: Promo, Nonesuch (Warner)

Ihr Album „Tomorrow Is My Turn“ verschaffte ihr den wohlverdienten Durchbruch als Solo-Künstlerin und gehörte auch zu den zehn Lieblingsalben des Jahres 2015 der Country.de-Redaktion. Nun ist die charismatische, 37-jährige Sängerin aus North Carolina auf Europa-Tour. 13 Konzerte wird sie zwischen dem 20. Januar und 5. Februar geben. In Deutschland spielt sie am 21. Januar in Köln und am 22. Januar in Berlin. Zudem tritt Rhiannon Giddens am 20. Januar im belgischen Gent und am 23. Januar in Amsterdam auf.

Sensible, um Perfektion bemühte Künstlerin

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Es gibt diese Szene im „Making Of“-Film zu dem Projekt „The New Basement Tapes: Lost On The River“ aus dem Jahr 2014, in der man einen faszinierenden Einblick in Rhiannon Giddens Arbeit als Künstlerin und ein Bild von ihr als Mensch gewinnen kann. Man merkt hier Rhiannon den Respekt vor dem Textmaterial von Bob Dylan an, und wie sie darum kämpft, ihre Musik dazu zu entwickeln. Es wird eine Version des Songs „Duncan & Jimmy“ aufgenommen. Klingt eigentlich gut, aber Rhiannon ist nicht so recht zufrieden, Selbstzweifel plagen sie. Sie benötigt den Austausch mit Produzent T Bone Burnett, der ihr gut zuredet, sich Zeit für sie nimmt. Gemeinsam arbeiten sie an einer Lösung. Und finden sie. Denn ab da an hat Rhiannon die Dinge absolut im Griff, und die zweite Aufnahme wird zum Triumph für sie. Sie strahlt. Eine ebenso engagierte, wie um Perfektion und innerer Zufriedenheit mit ihrer Arbeit ringende Musikerin. Sicher eine Erklärung für ihren stetigen Aufstieg zur großen weiblichen Stimme Amerikas in diesen Tagen.

Mit den Caroline Chocolate Drops zu den schwarzen Wurzeln der Countrymusik

Rhiannon Giddens wurde als Teil der Carolina Chocolate Drops bekannt. Zusammen mit Dom Flemons und Justin Robinson gründete sie die Gruppe 2005. Die drei schwarzen Musiker entdeckten und belebten die afroamerikanischen Wurzeln und Einflüsse der Old Time und Countrymusik neu. Ihr Kenntnisreichtum um das kulturelle Erbe, ihre Spielfreudigkeit und ihre Virtuosität – Rhiannon ist ausgebildete Opernsängerin und eine tolle Banjo- und Geigenspielerin – ließ die Caroline Chocolate Drops rasch zu einem der angesagtesten Live- und Show-Acts werden. Ob bei Folk- und Country-Festivals, im Vorprogramm von Bob Dylan, in der Grand Ole Opry, beim Johnny Cash-Tribute oder in der Marty Stuart Show: Sie wurden zu lebendigen Zeugen einer gleichsam schwarz-weißen Countrymusik-Kultur in den USA.
Im Herbst 2012 brachen sie auf eine große Europatournee auf und spielten erstmals drei Konzerte in Deutschland. Zwar spielten sie vor den Punch Brothers, doch sie wurden ebenso begeistert gefeiert wie die Progressive Bluegrass-Jungs um Chris Thile. Sprich: Die Chocolate Drops hatten sich bereits eine starke Fangemeinde hierzulande erobert. Diese durfte dann auch eine sichtbar schwangere Sängerin Rhianna Giddens bei den Konzerten erleben.

Wechselndes CCD-Line-Up und Solo-Projekte

Doch der erneute Nachwuchs im Hause Giddens war nicht die einzige Neuerung, die sich ankündigte. Das Jahr 2013 wurde für die Caroline Chocolate Drops zu einem Jahr der Veränderungen. Gegen Ende des Jahres standen sowohl bei Rhiannon Giddens, als auch bei Dom Flemons die Zeichen auf der Verwirklichung von Soloprojekten. Während Rhiannons Ausflüge wie die Mitwirkung beim „Inside Llewyn Davis“-Konzert im September in New York trotz des triumphalen Erfolgs ihre Treue zu den CCDs nicht in Frage stellte, zog es Dom Flemons weg von der Gruppe, um sein Glück als Solokünstler zu versuchen. Fortan reüssiert er als „The Songster“ und hält die Flamme der schwarzen Old Time Musik hoch. Neue Musiker stießen unterdessen zu den „Drops“, doch auch 2014 stand für Rhiannon der Wegweiser eher in Richtung Solo-Karriere.

„The New Basement Tapes“

Denn in diesem Jahr nahm sie mit einer illustren Musikerschar das bereits erwähnte Album „Lost On The River: The New Basement Tapes“ auf. Neben Rhiannon waren bei dem Projekt noch Elvis Costello, Taylor Goldsmith (Dawes), Jim James (My Morning Jacket), Marcus Mumford (Mumford & Sons) und Produzent T Bone Burnett mit von der Partie. Es war die Fortsetzung der legendären Basement Tapes von Bob Dylan & The Band von 1967 und basierte auf zwei Dutzend Songtexten, die Dylan im Sommer 1967 geschrieben hatte und nun viele Jahre später Burnett zur Vertonung überließ. Dieser stellte dann das All-Star-Ensemble zusammen. Nachdem sie jahrzehntelang vergessen waren, wurden die Songs von dieser Truppe von Ausnahmemusikern endlich musikalisch zum Leben erweckt. Und zeigten sich dadurch in voller Größe. T Bone Burnett und sein Starensemble haben bewiesen, wie produktiv Dylan damals war und wie stark sein Songmaterial war. Und machten doch etwas ganz neues daraus. Großartige Songs wie „Spanish Mary“, „Hidee Hidee Ho #16“ oder „Kansas City“. Und fügten damit der Basement Tapes-Geschichte eine sehr schöne, weitere Facette hinzu. Und ganz groß mit dabei: Rhiannon Giddens, „Tomorrow Is My Turn“.

Wieder unter der Ägide von T Bone Burnett führte Rhiannon dann auf ihrem Debüt-Album die schwarze und weiße und vor allem weibliche Musik des Südens in sich zusammen. Mit atemberaubender Stimme und großem Charisma interpretiert sie Songs von Nina Simone (Tomorrow Is My Turn), Dolly Parton (Don’t Let It Trouble Your Mind), Patsy Cline (She’s Got You), Sister Rosette Tharpe (Up Above My Head), Elisabeth Cotten (Sake Sugaree) oder Jean Ritchie (O Love Is Teasin‘).

Ambitioniert und unterhaltsam zugleich, stehen die Songs dieses Albums programmatisch für das musikalische Selbstverständnis der Sängerin aus North Carolina. Denn sie versteht sich ganz selbstbewusst als weibliche, schwarze Südstaatlerin. Und dementsprechend ist sie auch immer wieder politisch engagiert und steht für das heutige andere Amerika, fern von Tea Party, Konzernmacht und Donald Trump. So engagierte sie sich beispielsweise für die Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe in ihrem Heimatstaat North Carolina und stand erst vor wenigen Wochen bei einem Konzert gegen Rassismus und Gewalt in Los Angeles auf der Bühne.

Nun ist sie also auf Europa-Tournee. Das Publikum kann sich auf eine großartige, gesellschaftlich engagierte Sängerin mit Charisma und fantastischer Stimme freuen. Country.de wird vom Amsterdamer Konzert berichten.

Rhiannon Giddens‘ Deutschland-Konzerte:

21. Januar, Kulturkirche in Köln
22. Januar, Columbia Theater in Berlin

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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