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Erinnerung an die schwarzen Wurzeln der Countrymusik

Beyoncé bei den CMA Awards in Nashville.

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Thema Thema, Logo - Bildrechte: Country.de

Als Beyoncé am vergangenen Mittwoch bei den Country Music Association Awards – kurz CMA Awards zusammen mit den Dixie Chicks auftrat und ihren Song „Daddy Lessons“ sang, dann war das auch eine wichtige Erinnerung an die Wurzeln des Genres. Denn die sind auch schwarz. Noch bis in 1920er Jahre hinein, als die Plattenindustrie und das Radio noch nicht die Vormachtstellung hatten, wie in späteren Jahren, konnte man bei der Old Time Music vom reinen Hören nicht feststellen, ob die Bands nun schwarz oder weiß sind. Die Musik des armen ländlichen Südens war immer auch das Ergebnis von Rassenmischung. Ob im tristen Mississippi-Delta oder in abgelegenen Appalachen-Tälern: Schwarze und Weiße beeinflussten sich gegenseitig.

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Als dann 1927 der Big Bang der Countrymusik stattfand – die Carter Family und Jimmie Rodgers waren die ersten Superstars des neuen Genre – und die Plattenverkäufe boomten und die Plattenfirmen zusammen mit den Radiostationen zum Musikbusiness wurden, da begann im Plattenregal im Laden die Rassentrennung. Hier die schwarze Race Music, also Blues und Jazz, dort die weiße Country- und Westernmusik. Man meinte, die weiße Hörerschaft nicht im Unklaren lassen zu können, wer da singt, und außerdem gab es im Süden die „Jim Crow“-Gesetze der Rassentrennung und auch im Norden war Rassismus durchaus ein Thema.

Und dabei verschmolz doch in Jimmie Rodgers Songs archetypisch die weiße Hillbillymusik mit dem schwarzen Blues – er nahm sogar 1930 mit Louis Armstrong auf – und ohne seinen schwarzen Helfer Lesley Riddle hätte A.P. Carter niemals diese große Anzahl von Mountain Music Balladen sammeln können. Und mit DeFord Bailey hatte die Grand Ole Opry in ihren Anfangsjahren sogar einen schwarzen Mundharmonikaspieler zum Star. Doch 1942 musste er die Opry verlassen, nachdem er immer kürzere Auftritte bekam, und deutlich weniger Geld verdiente als seine weißen Kollegen. Ein klarer Fall von Alltagsrassismus. Gut 25 Jahre später trat mit Charley Pride erneut ein Schwarzer in der Opry auf, der dann 1993 das erst deren zweites schwarzes Mitglied wurde. Zeitgleich zeigte beispielsweise Ray Charles mit seinen Alben „Modern Sounds in Country & Western Music Vol. 1 & Vol. 2“ auf, wie nah sich Schwarz und Weiß sich eigentlich bei der Countrymusik sind.

Übrigens dauerte es nach Pride bis zum Jahre 2012, dass mit Darius Rucker wieder ein Afro-Amerikaner aufgenommen wurde. Er und die Sängerin Mickey Guyton sind die einzigen großen schwarzen Countrystars derzeit. Neben ihnen sind es nur noch die Carolina Chocolate Drops und Rhiannon Giddens, die als Schwarze immer wieder einmal Auftritte in der Grand Ole Opry haben.

Da war der Auftritt von Beyoncé natürlich eine Sensation und für das normale Countrypublikum ungewohnt. Denn im Gegensatz zu Rucker kommt Beyoncé gar nicht aus dem Genre, sondern vom R&B und Pop. Sie sang mit den Dixie Chicks ihren gerade veröffentlichten Country-Song „Daddy Lessons“. Die Reaktion in den sozialen Medien war überwiegend positiv, aber natürlich waren da auch unübersehbar rassistische Posts.

Aber dass sie mit den Rebellinnen von den Dixie Chicks auftrat, war ja gerade ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und sicher auch gegen Donald Trump, auch wenn das explicit kein Thema war. Es war ein sehr wichtiger Auftritt von Beyoncè. Sie hat die Country-Geschichte gerade gerückt, sie hat die Genrefesseln gesprengt und sie hat mit den Girls der Dixie Chicks der aktuellen Countrymusik einen seltenen subversiven Moment beschert. Großartig!

Umso schlimmer, dass die CMA mittlerweile wohl dem Druck der reaktionären Teile des Countrypublikums nachgeben hatte und sowohl ein Werbevideo zum Auftritt Beyoncès, als auch alle Tweets dazu von ihrem offiziellen Account gelöscht hatte, dann aber wieder Beyoncés Instagram-Post des Auftritts sowie eine Bildcollage mit Beyoncé veröffentlicht hat. Klare Kante gegen Rassismus sieht anders aus!

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Über Thomas Waldherr (848 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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