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Happy Birthday, Bob Dylan!

Der "Vater des Americana" wird 80 Jahre alt.

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Bob Dylan Bob Dylan. Bildrechte: Sony Music, William Claxton

Als Bob Dylan die Folkszene betrat und 1963 beim Newport Folk Festival sein Stern aufging, da sagte er sinngemäß, dass jeder hier nur seine eigene Art von Folkmusik spiele. Die Stile mischten sich nicht. Alle waren darauf erpicht, möglichst ihr Genre rein zu halten. Man spielte Blues oder Polka, Bluegrass oder Cajun. Das war Dylans Sache nicht. Er hatte ein viel breiteres Musikverständnis.

Dylans breites Musikverständnis

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Zum Beispiel gehörte zu seinem Musikverständnis auch die Rockmusik zur Folkmusik. Also verband er sie 1965, indem er zur elektrischen Gitarre griff und fortan Folk-Rock spielte. Und als er 1967 mit The Band hinunter in den Keller von Big Pink stieg, da spielten sie Country, Folk, Blues, Cajun, Soul und Gospel -alles miteinander und alles ineinander verschränkt. Denn gute Songs blühen in jedem Genre auf. Sie wurden sie zu den „Vätern des Americana„. Dylan wurde zum Wegbereiter des Country-Rock, „The Band“ fanden eine musikalische Sprache, die Blues, Country, Rock und Soul verband.

Heutzutage definiert die Americana Music Association das Genre so: Americana ist „zeitgenössische Musik, die Elemente verschiedener meist akustischer amerikanischer Roots-Musikstile enthält, einschließlich Country, Roots-Rock, Folk, Gospel und Bluegrass, was zu einem unverwechselbaren Roots-orientierten Sound führt, der in einer gemeinsamen Welt lebt, neben den reinen Formen der Genres, auf die es zurückgreifen kann.“

I Contain Multitudes

In diesem Sinne ist Dylan der perfekte, kreative Americana-Künstler. Denn wenn er auf seinem letzten Album singt „I Contain Multidudes“, dann gilt das erst recht für seine Musik. Nach Folk, Folk-Rock und Country, mischte Dylan dann ab Ende der 1970er Soul und Gospel in den Rock, um dann in den 1980ern zum Stadion-Rock zu schwenken. In den letzten Jahren hat für seine Musik sowohl für die Alben, als auch für seine Konzerte einen Ausdruck gefunden, der sowohl Rhythm & Blues und Rock, als auch Country mit Bluegrass und Cajun-Einsprengseln umfasst. Ganz zu schweigen von Great American Songbook und Frank Sinatra, deren Musik er mit drei Alben auf 5 CDs verewigte.

Und seine Texte sind natürlich ebenfalls reinstes Americana. Seine letzten beiden Alben „Tempest“ von 2012 und „Rough And Rowdy Ways“ von 2020 bewiesen es wieder einmal mehr. Bei „Tempest“ ist das Land zerrrissen und alle menschlichen Beziehungen auch. Der Working Man hat den Blues, seine Arbeit kann er nicht mehr adäquat verkaufen. Denn der Industriegürtel im Nordosten ist abgewirtschaftet und zum Rust Belt verkommen. Und die Leute im Heartland haben ihre Farmen verloren. Die amerikanischen Traumata – sei es das von den Engländern niedergebrannte Weiße Haus oder Bürgerkrieg und Sklaverei leben – leben weiter. Die Folge all dessen sind Spaltung, Hass und Gewalt. Auf diesen Album wird viel gestorben.

Dylan macht auf afroamerikanische Kulturbeiträge aufmerksam

Nicht durchgehend so gewalttätig, aber nicht minder eindrücklich sind die Songs von „Rough And Rowdy Ways“. „Murder Most Foul“ ist ein Abgesang auf das amerikanische Jahrhundert. Es zeigt wozu Amerika fähig ist. Vom hinterhältigsten Mord am Präsidenten bis zur Erschaffung von populärmusikalischen Schätzen. „Goodbye Jimmy Reed“ zeigt die komplexe amerikanische Verschränkung von Religion und Rassismus, Musik und Great Migration am Beispiel eines Rhythm & Blues-Sängers. Dylans „Mother Of Muses“ ist denn auch letztendlich Amerika selbst, deren strahlenden und tragischen Helden wie die Generäle Sherman und Patton, Martin Luther King und Elvis Presley hier besungen werden. Während „False Prophet“ und „Black Rider“ Lüge und Gewalt als Mittel der amerikanischen Erfolgsmenschen aufspießen, steht dem die positive Utopie eines vielfältigen und toleranten Amerikas gegenüber, das sich im Sehnsuchtsort Key West in Florida manifestiert.

Dieses positive vereinende Amerika-Bild malt Dylan seit einigen Jahren auch in seiner Radio-Show. Als er nach mehr als 10 Jahren im Herbst 2020 wieder einmal eine Sendung machte, dann nur vordergründig zum Thema „Whiskey“, das auch ein Americana-Thema ist, das Dylan als Herausgeber einer Whiskey-Marke bespielt. Beim genaueren Hinhören aber war diese Sendung nichts anderes, als ein Dokument, das die vielen, vielfältigen und unersetzlichen afroamerikanischen Beiträge zur US-Populärmusik aufzeigte.

Auch mit achtzig Jahren ungebrochen kreativ

In diesem Sinne ist Dylan auch zum 80. Geburtstag, und mit gut sechzig Karrierejahren auf dem Buckel, weiterhin ein wach beobachtender, ganz beiläufig aufklärender Künstler, der in seinem Werk Amerikas Vielfalt zu vereinen sucht. Happy Birthday, Mr. Bob Dylan!

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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