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Hank Williams: I’m Gonna Sing. The Mother’s Best Gospel Radio Recordings

Wieder mal ein Schatzkästchen aus dem Nachlass des großen Hank Williams. Diesmal eine Zusammenstellung seiner Gospelaufnahmen für die Mothers Best Radio Show.

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Hank Williams - I'm Gonna Sing: The Mother's Best Gospel Radio Recordings Hank Williams - I'm Gonna Sing: The Mother's Best Gospel Radio Recordings. Bildrechte: BMG Rights Management

Gospel gehört zur Country Music wie schluchzende Lap Steels und traurige Songs. Denn die Jungs und Mädels aus dem Showgeschäft im „Hillbilly-Hollywood“ Nashville waren trotz aller weltlichen Freiheiten des Künstlerlebens, doch immer auch noch gläubige Südstaatler. So auch Hank Williams. Trotz zweier Ehefrauen, Alkohol und Drogen war der erste Popstar der Country Music ein gottesfürchtiger Mann. Wahrscheinlich war das auch in schwierigen Zeiten eine Stütze für ihn. Sein Vater war ein einfacher Holzarbeiter in Alabama, doch irgendwann war Hank als Künstler mittlerweile weit weg von der Lebensrealität seiner Familie als arme, weißer Südstaatler. Doch um den Dämonen, die ihn befielen Einhalt zu gebieten, war sein Glaube und damit die Gospels ein wichtiges Fundament und zudem eben auch eine wichtige Verbindung zu dieser Herkunft.

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Hank hatte 1951 auf dem Höhepunkt seiner Karriere eine eigene 15-minütige Radio Show beim legendären Sender WSM in Nashville, der auch Heimstätte der Grand Ole Opry war. Diese Show finanzierte der Mehlproduzent „Mother’s Best“. In der ganzen Serie über spielte Hank auch Gospel. Diese Songs sind nun in einer hervorragend editierten Zusammenstellung erschienen: I’m Gonna Sing. The Mother’s Best Gospel Radio Recordings heißt die Doppel-CD bzw. dreier LP-Box. Produziert wurde diese Sammlung von Cheryl Pawelski, restauriert von Michael Graves und mit neuen Linernotes versehen von Colin Escott, der absoluten „Hank Williams-Autorität“ unter den Musikjournalisten.

Gospel-Songs …

Und Mr. Escott erklärt uns anschaulich die Musik. Er teilt das Material ein in Gospels, die vor dem 20. Jahrhundert entstanden sind wie „The Beautiful Home“ oder „Lonely Tombs“ und zeigt die Verbindungslinien dieses Songs zu anderen wie „The White Pilgrim“ aka „The Lone Pilgrim“, der u.a. auch im Repertoire Bob Dylans zu finden ist. Nächste von Escott identifizierte Abteilung sind die Gospel-Songs wie „The Old Country Church“, „Drifting Too Far From Shore“ oder das bis heute unzählige Male gespielt „I’ll Fly Away“, die zwischen 1900 und 1940 entstanden sind.

Dritte Abteilung bilden die Black Gospels, die, wenn auch spärlicher, ebenfalls Zugang zu Hanks Repertoire gefunden hatten: „Precious Lord, Takes My Hand“, „When God Dops Love In My Hand“ und das uns allen eigentlich als Dixieland Jazz-Standard bekannte „When The Saints Go Marchin‘ In“. Erfrischend, das im Grunde leider etwas tot genudelte Stück hier einmal anders zu hören.

Vierte Abteilung: Die zu Hanks Lebzeiten aktuellen weißen Gospel-Stücke. Von den Bailes Brothers stammt das bekannte „Dust On The Bible“, legendär sind mittlerweile auch die von Hanks Musikverleger Fred Rose geschriebenen „The Prodigal Son“ und „Wait For The Light To Shine“, die sich aber wie alle Folk– und Countrymusik auf ältere überlieferte Motive stützen und daher wiederum in abgewandelter Form sich heutzutage auch von Musiklegenden wie Bob Dylan oder Ry Cooder gespielt werden.

Schließlich die fünfte und letzte Abteilung, Hanks selbstgeschriebene Gospel-Songs. Neben Stücken wie „Jesus Died For Me“ und „Jesus Remembered Me“ darf natürlich sein bekanntester Gospel-Song „I Saw The Light“ nicht fehlen, die Geschichte eines spät Bekehrten. Unzählige Male gecovert. Kein Geringerer als Bob Dylan sagte dazu „Ich glaube Hank Williams, wenn er ‚I Saw The Light‘ singt. Ich habe das Licht auch gesehen.“ 1947 entstand der Song und ein Jahr später wurde er aufgenommen und veröffentlicht. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens nahm ihn kaum einer wahr. Heute gehört er zu den berühmtesten und beliebtesten Songs von Williams. Der Autor dieser Besprechung favorisiert die Fassung von Johnny Cash im Columbo-Krimi „Schwanengesang“. Der Song steht hier für die Bevormundung des Countrysängers Tommy Brown (Johnny Cash) durch seine fanatisch-evangelikale rachsüchtige Ehefrau, der er sich schließlich mit dem letztendlich natürlich nur fast perfekten Verbrechen entledigt. Wunderbar selbstironisch gespielt vom „Man In Black“.

… sind seine Leidenschaft

Doch zurück zu Hank. Er singt die hier veröffentlichten Songs voller Leidenschaft. Er ist ganz bei sich. Und doch ist im auf der Höhe seines Erfolges auch schon die Abwärtsbewegung angelegt. Escott stößt uns darauf, wie sehr die Countrylegende bei den letzten Mother’s Best-Aufnahmen schon mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen hat. Dies wirkt sich deutlich spürbar bei der Aufnahme von „My Beautiful Home“ aus. Im Gesang ist der Schmerz zu spüren.

Trauriges Ende

Die letzte Mother’s Best-Aufnahme fand im November 1951 statt. Im selben Monat war er schwer gestürzt, was sein altes Rückenleiden wieder aufbrechen ließ. Er „behandelte“ die Schmerzen mit Drogen und Alkohol und der Niedergang nahm seinen Lauf. 1952 scheiterte seine Ehe, wurde er aus der Grand Ole Opry geworfen, spielte er ganz schlechte Konzerte. Dennoch nahm er noch unvergängliche Songs wie „Kaw-Liga“ und „My Cheatin Heart“ auf. Doch sein Glück war aufgebraucht, er starb am 1. Januar 1953 während der nächtlichen Fahrt zu einem Konzert an Herzversagen im Alter von nur 29 Jahren.

Die vorliegenden Aufnahmen zeigen eine andere Seite von Hank Williams. Hier ist er nicht der Country-Popstar und Hillbilly-Shakespeare. Hier ist er ein gläubiger Sänger. Und man muss gar nicht selber gläubig sein, um die Leidenschaft und die Inspiration des Sängers in jedem Ton zu spüren.

Fazit: Wieder großartige Aufnahmen von den Mother’s Best Recordings, die eine ganz wichtige Facette des Williams’schen Werkes abbilden. Hörenswert, nicht nur für Hank Willams-Fans!

Hank Williams – I’m Gonna Sing: The Mother’s Best Gospel Radio Recordings

Hank Williams - I'm Gonna Sing

Titel: I’m Gonna Sing
Künstler: Hank Williams
Veröffentlichungstermin: 11. März 2022
Label: BMG Rights Management
Vertrieb: Warner
Formate: Doppel-CD, Vinyl & Digital
Tracks: 40
Genre: Traditional Country, Gospel

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Trackliste: (I’m Gonna Sing) – CD 1

01. I Am Bound for the Promised Land
02. I’ll Fly Away
03. Thirty Pieces of Silver
04. The Old Country Church
05. Jesus Died for Me
06. Thy Burdens Are Greater Than Mine
07. Searching for a Soldier’s Grave
08. Something Got Hold of Me
09. When God Dips His Love in My Heart
10. Lord Build Me a Cabin
11. Drifting Too Far from the Shore
12. That Beautiful Home
13. I’m Gonna Sing
14. Lonely Tombs (Oh Those Tombs)
15. How Can You Refuse Him
16. Where He Leads Me
17. At the Cross
18. The Blind Child’s Prayer
19. I Saw the Light
20. Farther Along

Trackliste: (I’m Gonna Sing) – CD 2

01. Gathering Flowers for the Master’s Bouquet
02. I’ll Have a New Life
03. Precious Lord Take My Hand
04. I Heard My Mother Praying for Me
05. Steal Away / the Funeral
06. From Jerusalem to Jericho
07. I’ve Got a One-Way Ticket to the Sky
08. I Dreamed That the Great Judgement Morning
09. Softly and Tenderly
10. Where the Soul Never Dies
11. When the Fire Comes Down from Heaven
12. I Dreamed About Mama Last Night
13. The Prodigal Son
14. Jesus Remembered Me
15. Dust on the Bible
16. Dear Brother
17. The Pale Horse and His Rider
18. I Heard My Savior Calling Me
19. Wait for the Light to Shine
20. When the Saints Go Marching in

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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