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San Quentin: Johnny Cash

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Verflucht hat es ganz sicher nicht nur Johnny Cash in seinem legendären Song. Lieder über Gefängnisse finden sich von Anbeginn an in der Country Music. Das Staatsgefängnis von Kalifornien in San Quentin nimmt hier dennoch eine Sonderstellung ein.

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Det Haggard: Countrymusik & mehr

Obwohl Cash natürlich nie dort einsaß besteht aufgrund dieses Songs eine direkte Verbindung zwischen ihm und San Quentin. Seine Konzerte hinter jenen Gefängnismauern sorgten für Schlagzeilen, die bei einem der Auftritte aufgezeichnete Fernsehshow war weltweit zu sehen. Das Album „Johnny Cash Live At San Quentin“ ist eines der erfolgreichsten der Country Music überhaupt. Nur wer einmal eine Music Show in einem Gefängnis miterlebt hat, kann wohl nachempfinden, was in San Quentin bei Cashs Konzerten los gewesen sein muss, welche Emotionen da frei gesetzt wurden.

Auch Cash’s Kollege Merle Haggard kennt sich in San Quentin aus. Einen Teil seiner wilden, verkorksten Jugend verbrachte er dort in einer Zelle. Eigenem Bekunden zufolge brachte ihn erst die Einzelhaft im Todeszellentrakt zur Besinnung und zurück auf den richtigen Pfad. Haggard’s Ex-Frau Leona Williams nahm später ebenfalls ein vielbeachtetes Album live in San Quentin auf.

Im Oktober 1852 fertiggestellt ist San Quentin die älteste Strafanstalt in Kalifornien. Nördlich von San Francisco auf einer Halbinsel in der San Francisco Bay bei San Rafael gelegen, in unmittelbarer Nähe der kühnen Brücke, die San Rafel und Richmond verbindet, erstreckt sich der Komplex auf etwa 1,7 Quadratkilometern. In vier großen Zellenblocks sind über 5000 Häftlinge untergebracht. Es platzt aus allen Nähten und gilt als eines der brutalsten Gefängnisse der USA.

Ursprünglich war San Quentin gebaut worden, um ein Gefangenenschiff zu ersetzen und besonders gefährliche Kriminelle zu beherbergen. Auch heute noch befinden sich eine Reihe der gefährlichsten Häftlinge in San Quentin. Die wechselvolle Geschichte der Strafanstalt weist aus, dass 1932 das Tehachapi Women’s Prison errichtet wurde und damit die weiblichen Gefangenen separat untergebracht werden konnten.

Im Zusammenhang mit San Quentin wurde immer wieder heftig über Sinn bzw. Unsinn der Todesstrafe diskutiert. Bis 1938 sind Todesurteile dort durch den Strang vollzogen worden, danach in der Gaskammer, seit 1997 wendet man eine Giftinjektion an. Der aufsehenerregendste und mir auch noch in guter Erinnerung gebliebene Fall war der des Caryl Chessman, der weltweit für Erregung sorgte. Ein Gewohnheits-Krimineller war Chessman mit 38 wegen Kidnapping 2mal zum Tode verurteilt. Insgesamt war er wegen 17 Verbrechen angeklagt, darunter Raub, Entführung und Notzucht. Dass er überhaupt zum Tode verurteilt werden konnte, ermöglichte das so genannte „Kleine Lindbergh Gesetz“, wonach bei Kidnapping mit anschließender Vergewaltigung auf Todesstrafe erkannt werden konnte. Chessman kämpfte 11 Jahre, 10 Monate und 30 Tage um sein Leben, erreichte wiederholt Aufschub, nachdem er einige Male schon in der Gaskammer gewesen war, am Ende jedoch vergebens. Am 2. Mai 1960 starb Chessman in der Gaskammer. Bis heute bestehen Zweifel an der Schuld Chessman’s, wegen der er hingerichtet wurde, denn es war ein reiner Indizienprozess gewesen. Merle Haggard erlebte diese Hinrichtung übrigens als Insasse von San Quentin mit.

Blättert man in den traurigen Annalen, stößt man auch auf Kuriositäten. 1903 saß Fanny de la Guerra einen einzigen Tag ab wegen Bigamie. Jüngster Häftling war Claude Hawkins, der 1904 mit 14 Jahren wegen Mord 2. Grades und einer Strafe von 16 Jahren Haft eingeliefert wurde. Eine besondere Rolle spielte Marcello Ayales. 30 Monate bekam er 1891 wegen fahrlässiger Tötung aufgebrummt, war da aber schon 98 Jahre alt und wurde 1893 mit 100 Jahren entlassen.

In jüngerer Vergangenheit wurde in San Quentin eine Menge für die Resozialisierung getan. Neben schulischer Weiterbildung und Berufsausbildung wird eine Möbeltischlerei unterhalten, es gibt Textilfabrikation sowie Karosserie- und Stoßstangenwerkstätten. Teilweise hat San Quentin übrigens die Nachfolge des ebenso berüchtigten Knastes auf der Insel Alcatraz vor den Toren San Franciscos anzutreten gehabt.

San Quentin gilt als eines der sichersten Gefängnisse der USA, die Zahl der Ausbrüche, vor allem der erfolgreichen ist stetig gesunken. Gleichwohl bleiben einem die emotionalen, kräftigen Worte des Johnny Cash im Ohr, die in freier Übersetzung so lauten:

San Quentin, du warst die lebendige Hölle für mich,
San Quentin, ich hasse jeden Zentimeter von dir,
San Quentin, mögest du verrotten und in der Hölle schmoren
San Quentin, ich hasse jeden Zentimeter von dir.

Gunter Gabriel hat eine bemerkenswerte deutsche Version dieses Liedes gemacht, in dem er sich weitestgehend am Originaltext hielt.

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