Johnny Cash: Forever Words – The Music
Johnny Cashs Gedichte bekommen mit "Forever Words - The Music" den verdienten musikalischen Rahmen!
Es ist kein Johnny Cash-Album. Und doch ist es eins. Forever Words – The Music vereint handgeschriebene Briefe, Texte, Gedichte, Notizen, die John Carter Cash im umfangreichen Nachlass seines Vaters Johnny Cash fand und die nun durch Freunde und Weggefährten der Country-Ikone auf ihre Weise vertont und interpretiert werden. Keine leichte Aufgabe, wie John Carter zugibt, denn er hatte sich „durch einen Haufen Zeug“ zu kämpfen, zu sichten, einzuordnen. Wollte er doch ein Werk schaffen, auf das sein Vater stolz gewesen wäre.
Für das nun vorliegende Musikalbum, das auf dem Bestseller „Johnny Cash: Forever Words – The Unknown Poems“ basiert, wählte Carter schließlich sechzehn Texte aus, die er Musikern zuschickte, die seinem Vater nahe standen. Dabei natürlich langjährige Weggefährten wie Willie Nelson und Kris Kristoffersen, aber auch Brad Paisley und John Mellencamp, natürlich ebenso die Töchter Rosanne Cash und Carlene Carter. Sie alle und noch viele mehr vertonten Cashs Texte. Ganz frei, so wie sie es bei der Lektüre empfanden. Am Ende entstanden sehr persönliche, berührende Interpretationen ganz unterschiedlicher musikalischer Färbung. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Vertonungen auch Johnny Cash sehr gefallen hätten. Selbst eine so gewagte wie „Goin‘, Goin‘, Gone“ von Robert Glasper feat. Ro James and Anu Sun, die Jazz und HipHop verschmelzen und sich damit stilistisch sehr weit vom Country entfernen. Aber: Sehr interessant.
(Positiver) musikalischer Ausreißer ist ebenso „Them Double Blues“ von John Mellencamp, ausgestattet mit einer mitreißenden Melodie, viel Mundharmonika und Violine. Etwas exzentrisch erscheint der Credit über die Verwendung eines „Cocktail Kit“. Nun ja, es klingt jedenfalls gut in den Ohren. Ebenfalls ein eindrucksvolles kreatives Händchen hatte T Bone Burnett mit „Jellico Coal Man“, getragen von einer verzerrten E-Gitarre in kleiner Besetzung eingespielt. Aber auch Elvis Costello, der sich bei der Vertonung von „I’ll Still Love You“ aus einer ganz anderen Seite näherte, indem er Streicher, wie Violine und Celli, sowie Bläser, wie Flöte und Klarinette, dominieren ließ, schuf hier Zeitloses und im Zusammenhang mit Cash auch Ungewohntes, das man erst einmal für sich entdecken muss. Eine seiner letzten Soloaufnahmen steuert Chris Cornell mit „You Never Knew My Mind“ bei. Mehr als zwanzig Jahre zuvor hatte Johnny Cash bereits den Soundgarden-Song „Rusty Cage“ gecovert. Nun revanchiert Cornell sich dafür. Tragischerweise nahm er sich im Mai 2017 das Leben.
Ruston Kelly und Kacey Musgraves beeindrucken mit „To June This Morning“ durch klaren Harmoniegesang, sparsam begleitet von Banjo und Akustikgitarre. Wiederum ein sehr persönliches Dokument, der Text entstammt einem Brief den Cash an seine Frau June Carter schrieb. Nicht vergessen zu erwähnen, sollte man auf jeden Fall auch den Opener „Forever, I Still Miss Someone“. Im kürzesten Stück des Albums rezitiert Kris Kristoffersen das Gedicht, das Cash erst kurz vor seinem Ableben 2003 verfasst hat, und wird dabei mit dem unverkennbaren Spiel von Willie Nelson auf seiner Trigger begleitet. Die beiden waren lebenslange Freunde und Wegbegleiter von Johnny Cash und dürfen deshalb ganz berechtigt am Anfang dieses einmaligen Projektes auftreten und auf ihre Weise dem „Man In Black“ huldigen.
Natürlich muss man schlussendlich auch Cashs Stieftochter Carlene Carter erwähnen, die mit „June’s Sundown“ ebenfalls einen eigenen, sehr persönlichen Beitrag leistet. Mit Rosanne Cash ist noch eine weitere Sängerin aus der Familie dabei. Ihre sehr gefühlvolle Interpretation von „The Walking Wounded“ ist erst die zweite künstlerische Zusammenarbeit mit ihrem Halbbruder John Carter.
Teile des Albums wurden von den beiden Produzenten John Carter Cash und Steve Berkowitz aufgenommen im Cash Cabin Studio in Hendersonville, Tennessee, nur wenige Meter vom ehemaligen Haupthaus des Wohnsitzes von Johnny Cash zu gehen, über die Straße und durch ein Waldstück an Feldern und Wiesen entlang. Den hinteren Anbau dieser kleinen Holzhütte, die das Studio beherbergt und von der Straße nicht zu sehen ist, hat seinerzeit Johnny Cash selbst errichtet, wie er mir noch im August 2003 stolz erzählte. Und hier hat er auch bis zu seinem Tod im September 2003 noch fast täglich mit seinem Sohn John Carter gearbeitet. In den vergangenen beiden Jahren ist hier auch weiter an der Legende des Johnny Cash gezimmert worden. Durch hochkarätige Künstler, die jeder auf seine Weise einem Mann die letzte Ehre erwiesen, der stets authentisch und integer war, der sich in klaren Worten immer stark machte für die Unterdrückten, für Gerechtigkeit eintrat und als US-amerikanische Ikone unsere Welt verließ.
Johnny Cash – Forever Words: Das Album
Titel: Forever Words
Künstler: Johnny Cash
Veröffentlichungstermin: 6. April 2018
Label: Legacy (Sony Music)
Format: CD & Digital
Laufzeit: 57:00 Min.
Tracks: 16
Genre: Country, Folk, Americana
Trackliste: (Johnny Cash – Forever Words)
01. Forever, I Still Miss Someone – Kris Kristofferson und Willie Nelson
02. To June This Morning – Ruston Kelly und Kacey Musgraves
03. Gold All Over The Ground – Brad Paisley
04. You Never Knew My Mind – Chris Cornell
05. The Captain’s Daughter – Alison Krauss And Union Station
06. Jellico Coal Man – T. Bone Burnett
07. The Walking Wounded – Rosanne Cash
08. Them Double Blues – John Mellencamp
09. Body On Body – Jewel
10. I’ll Still Love You – Elvis Costello
11. June’s Sundown – Carlene Carter
12. He Bore It All – Daily & Vincent
13. Chinky Pin Hill – I’m With Her
14. Goin‘, Goin‘, Gone – Robert Glasper feat. Ro James und Anu Sun
15. What Would I Dreamer Do? – The Jayhawks
16. Spirit Rider – Jamey Johnson